Zivilgesellschaftlicher Aufbruch in der Friedlichen Revolution Vor 30 Jahren entstand die Bürger*innenbewegung Bündnis 90. Am 6. Februar 1990 schmiedeten Demokratie Jetzt, die Initiative Frieden und Menschenrechte und das Neue Forum ein Wahlbündnis für die ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR. Eine historische Leistung von Bürger*innen in der DDR. Von Dr. Peter Skyba
Wolf-Dietrich von Xylander Xylander stammte aus einer alten bayrischen Adels- und Offiziersfamilie und trat nach seinem Abitur 1921 in die Reichswehr ein. Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler gehörte Xylander mit zu den Ersten, die für ihre nationalsozialistische Verbundenheit mit der höchsten Ehrung der NSDAP, dem „Blutorden“, ausgezeichnet wurden. Der Karriere des überzeugten Nationalsozialisten stand nun nichts mehr im Weg. Am 15. Februar 1945 wurde Xylander auf einem Kurierflug nach Berlin von US-Verbänden, die vom Luftangriff auf Dresden zurückkehrten, über Struppen abgeschossen.
Hildegarda Voglová (geb. Hellerová) Hildegarda Voglová hatte ihr Medizinstudium im Mai 1928 an der deutschen Universität in Prag mit Promotion abgeschlossen und im Juli 1931 ihre Tätigkeit als Röntgenärztin in Prag angemeldet. Mit der deutschen Besetzung im März 1939 änderte sich das Leben der etwa 120.000 Jüdinnen und Juden im Protektorat Böhmen und Mähren schlagartig. Gemeinsam mit 498 weiteren Häftlingen traf die 41-Jährige am 26. November 1944 nach einem Marsch quer durch Dresden im „Metallwerk Striesen“ der Berliner Firma „Bernsdorf & Co.“ ein. Die Röntgenärztin gehörte zu den sieben Häftlingen, die bei der Bombardierung Dresdens ums Leben kamen. Sie verbrannte in der Krankenstube des Lagers.
Stepan Efremowitsch Stepankow Am 8. Mai 1942 wurde Stepan Stepankow als Soldat des 477. Artillerieregiments der Roten Armee bei der Schlacht um die Stadt Kertsch auf der Halbinsel Krim von deutschen und rumänischen Truppen gefangen genommen. Über verschiedene Gefangenensammelstellen und Kriegsgefangenenlager, zu leistende Zwangsarbeit und Zwangsdienst für die deutsche Luftabwehr kam er zwischen November 1944 und Februar 1945 – vermutlich zur Durchführung von Luftschutzaufgaben – nach Dresden. Dort kam er Zeugenaussagen zu Folge bei der Bombardierung am 13. Februar 1945 ums Leben.
Alfred und Iwan Schwarz Die jüdische Familie Schwarz zog im Oktober 1893 mit ihrem knapp einjährigen Sohn Alfred nach Dresden. Nur wenige Monate später wurde dort ihr zweiter Sohn Iwan geboren. Beide Jungen kamen gehörlos und gehbehindert auf die Welt. Das allein bedeutete gewisse Beschwerlichkeiten für die Familie. Erschwerend kam jedoch hinzu, dass Dresden zu dieser Zeit eine Hochburg des Antisemitismus im Kaiserreich war. Trotz dessen meisterten Alfred und Iwan die ersten Herausforderungen ihres Lebens. Sie starben unter den Trümmern eines der letzten noch bewohnten „Judenhäuser“ in der Sporergasse 2.
Wilhelm Otto Schumann Wilhelm Otto Schumann kam am 21. November 1886 in Meißen zur Welt. Am 11. Januar 1914 wurde Schumann zum Pfarrer (Pfr.) in Grünstädtel / Pöhla im Erzgebirge ordiniert und heiratete im gleichen Jahr seine Jugendliebe, Elisabeth geb. Fiedler. Zeitzeugen beschreiben Pfr. Schumann als offenen, weltgewandten und liberalen Theologen mit vielfältigen Interessen und wachem politischen Geist. Er, seine Frau, seine Tochter mit ihrem acht Monate alten Kleinkind sowie zwei weitere Pfarrerfamilien starben in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 beim ersten Bombenangriffe auf Dresden im Luftschutzraum.
Václav und Vincenc Rýdl Václav und Vincenc Rýdl gehörten einer 49-köpfigen Gruppe von kommunistischen Widerständler*innen in der Umgebung der Stadt Hronow an, die zum Teil bereits seit der Besetzung des Protektorats Böhmen und Mähren im Frühjahr 1939 Widerstand gegen das NS-Regime leistete. Zwischen dem 17. Februar und dem 16. Mai 1944 wurde die Gruppe von der Gestapo ausgehoben. Václav und Vincenc Rýdl fanden gemeinsam mit ihren Weggefährten František Bitnar und Jaroslav Žid in den Trümmern der Haftanstalt Mathildenstraße in Dresden den Tod während der Bombardements.
Ingeborg Emilie Rietzel (geb. Rühl) Elfriede Scholz war eine von etwa 17.600 Frauen und Männern, die zwischen 1933 und 1945 von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. Sie wurde von einer Kundin und vermeintlichen Freundin denunziert: Ingeborg Rietzel. Die junge Frau – eine glühende Anhängerin des Nationalsozialismus und Ehefrau eines Wehrmachts-Offiziers – war offenbar verärgert darüber, dass ein Kleid nicht rechtzeitig zum Fronturlaub ihres Mannes fertig geworden war. Sie brachte ihren Mann dazu, Meldung über die defätistischen Äußerungen der Schneidermeisterin bei seiner vorgesetzten Dienststelle zu machen.Sie kam während der alliierten Luftangriffe zusammen mit ihren beiden Söhnen Falk und Kai ums Leben.
Otto Oesterhelt (Gotthold Otto Israel) Bereits 1930 trat Dr. Gotthold Otto Israel der NSDAP bei. Nach der Machtübernahme der NSDAP erschien ihm sein „undeutscher“ Name hinderlich für die weitere Karriere, sodass er ihn zu Oesterhelt ändern ließ. Oesterhelts politisches Engagement brachte Vorteile für sein akademisches Fortkommen. Er wurde 1935 zum ordentlichen Professor ernannt. Die Leitung des Geodätischen Instituts, das sich während der NS-Zeit vor allem aufgrund seiner Forschung im Bereich der Luftbildvermessung für die Luftwaffe einen Namen machte, hatte Oesterhelt dann selbst von 1941 bis zu seinem Tod am 14. Februar 1945 inne. Ein Baum erschlug ihn im Großen Garten.
Adolf Mahnke Adolf Mahnke kam 1922 als Leiter des Malsaals an das Schauspielhaus Dresden. Mahnke, der 1940 außerdem zum Professor für Bühnenmalerei und Bühnenbildgestaltung an die Staatliche Kunsthochschule Dresden berufen wurde, trug bis zum 13. Februar 1945 zur nationalsozialistischen Propaganda der Dresdner Staatstheater bei. Gemeinsam mit seiner Frau starb er im Bombenschutzkeller seines Wohnhauses.