Ende 1944 wurden für die NS-Rüstungsindustrie etwa 5.000 KZ-Häftlinge nach Dresden deportiert und auf Außenkommandos des KZ Flossenbürg verteilt. Auch die tschechische Jüdin und Röntgenärztin Hildegarda Voglová war darunter. Ihr Medizinstudium hatte sie im Mai 1928 an der deutschen Universität in Prag mit Promotion abgeschlossen und nach einer Übergangszeit, in der sie als externe Ärztin arbeitete, im Juli 1931 ihre Tätigkeit als Röntgenärztin in Prag angemeldet. Gemeinsam mit 498 weiteren Häftlingen traf die 41-Jährige am 26. November 1944 nach einem Marsch quer durch Dresden im „Metallwerk Striesen“ der Berliner Firma „Bernsdorf & Co.“ ein.
Mit der deutschen Besetzung im März 1939 änderte sich das Leben der etwa 120.000 Jüdinnen und Juden im Protektorat Böhmen und Mähren schlagartig. Auch das von Hildegarda Voglová. Vergeblich versuchte sie, der antisemitischen Verfolgung durch eine Konversion zum katholischen Glauben zu entgehen. Auch auf sie und ihre Familie wurden die vom Reichsprotektor Konstantin von Neurath erlassenen antisemitischen Bestimmungen angewendet. Als jüdische Ärztin unterlag sie einem strikten Berufsverbot in öffentlichen Einrichtungen. Zudem wurde ihr Vermögen eingezogen und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Nach der Ernennung Reinhard Heydrichs zum Stellvertretenden Reichsprotektor im September 1941 verschärfte sich die Lebenssituation der tschechischen Juden noch weiter. Mittels Ghettoisierung und systematischer Deportationen sollte schnell eine „Lösung der Judenfrage“ erreicht werden.
Dafür wurden ab November 1941 die tschechischen Jüdinnen und Juden im Ghetto Theresienstadt zusammengepfercht und von dort weiter „in den Osten“ deportiert. Bereits im Oktober 1941 verschleppten die Nationalsozialisten etwa 5.000 tschechische Jüdinnen und Juden ins Ghetto Litzmannstadt, im Generalgouvernement. Auch Hildegarda Voglová wurde am 31. Oktober dorthin gebracht und musste fortan im völlig überfüllten und hermetisch abgeriegelten jüdischen Viertel der Stadt leben. Im Ghetto arbeitete sie für eine Metallfabrik, die ab 1943 auch für die deutsche Rüstung produzieren musste. Die kriegswichtige Arbeit bot den Beschäftigten zumindest vorerst Schutz vor den Selektionen für die Vernichtungslager.
Als das Ghetto im Sommer 1944 aufgrund der näher rückenden Ostfront endgültig liquidiert wurde, entschloss sich die NS-Führung, die Hälfte der mehr als 800 Beschäftigten des Metallwerks, auch Hildegarda Voglová, für die Kriegswirtschaft ins Reich zu deportieren. Zwar waren die Bedingungen in der Dresdner Metallfabrik auf der Schandauer Straße besser als in den Lagern Auschwitz und Stutthof, die die Ärztin auf dem Weg nach Dresden durchlief, doch auch dort litten die Zwangsarbeitenden an Hunger, Erschöpfung und Krankheiten. Bis zum 13. Februar 1945 erlagen 24 Häftlinge den menschenunwürdigen Verhältnissen. Die Röntgenärztin gehörte zu den sieben Häftlingen, die bei der Bombardierung Dresdens ums Leben kamen. Sie verbrannte in der Krankenstube des Lagers.