Über 160 Menschen kamen in den Dresdner Kulturpalast, um mit Autorin und Journalistin Ulrike Herrmann und der Referentin für sozialökologischen Umbau, Nina Treu, über "Das Ende des Kapitalismus" ins Gespräch zu kommen. Eingeladen hatten die Städtischen Bibliotheken Dresden und Weiterdenken. Grundlage der Diskussion war das Buch "Das Ende des Kapitalismus" von Ulrike Herrmann.
Wachsender Wohlstand, höhere Lebenserwartung, mehr Gleichberechtigung, größere Chancen auf Bildung - unsere Gesellschaft hat vom Kapitalismus profitiert. Doch der Preis ist hoch, den wir dafür zahlen: Wir wirtschaften unsere Erde kaputt! Boden, Luft, Wasser, Klima sind erhitzt, verschmutzt oder verbraucht. Müssen wir uns also von Wachstum und Kapitalismus verabschieden, um unseren Planeten und uns Menschen noch zu retten? Lässt sich der Kapitalismus überhaupt abschaffen? Und wie sähen Alternativen aus? Wie viel Koordination bzw. konkrete Ausgestaltung liegt in den Händen der Politik und welche Instrumente hat sie dafür in der Hand? Darüber suchten wir das Gespräch mit zwei Expertinnen.
In einer endlichen Welt mit endlichen Ressourcen kann es kein unendliches Wachstum geben. Damit sei der Kapitalismus am Ende. Darin war man sich auf dem Podium einig. Auch grünes Wachstum sei eine Illusion, denn es fehle - Stand jetzt - an Ökostrom und Speichern, wenn alle Branchen und alle Haushalte auf Erneuerbare Energien angewiesen sein werden, so Ulrike Herrmann.
Der Ausweg ist "Schrumpfen". Auch hier waren sich beide Referentinnen einig. Für Ulrike Herrmann steht am Ende eine Kreislaufwirtschaft, die mit vorhandenen Ressourcen auskommt.
Ja, "Schrumpfen" bedeute Einschränkung und Verzicht, aber die Menschen in Deutschland erwartet jetzt nicht die Steinzeit, so Ulrike Herrmann und erläuterte, dass wir in Ostdeutschland auf dem Niveau des Jahres 2000 ankommen würden; in Westdeutschland ungefähr auf dem Niveau von 1978.
Doch wie vollzieht man nun den Wechsel, ohne in Chaos, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Armut zu enden?
Hier gab es durchaus Unterschiede zwischen den Referentinnen: Ulrike Herrmann ist überzeugt, dass es einen starken Staat braucht, der den Weg gestaltet. Als Beispiel führte sie die staatliche Planwirtschaft mit privaten Betrieben der britischen Kriegswirtschaft ab 1939 an.
Nina Treu hat Zweifel, dass dieser Weg demokratisch und partizipativ genug ist. Sie ist überzeugt, dass ein guter Übergang nur im Zusammenwirken vieler gesellschaftlicher Kräfte wie Politik, Unternehmen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen und Wissenschaft gelingt. Eine Möglichkeit seien Transformationsräte, in denen man man den Weg gemeinsam gestalten könne.
Bücherliste:
- Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden.
Ulrike Herrmann, Verlag Kiepenheuer & Witsch (2022) - Zukunft für alle. Eine Vision für 2048: gerecht. ökologisch. machbar.
Kai Kuhnhenn, Anne Pinnow, Matthias Schmelzer, Nina Treu, Konzeptwerk Neue Ökonomie e. V. (Hrsg.), Oekom Verlag (2020) - Bausteine für Klimagerechtigkeit. 8 Maßnahmen für eine solidarische Zukunft
Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. (Hrsg.), Oekom Verlag (2023)