Dünger im Wasser: Das Problem in Zahlen

Auswirkungen der Landwirtschaft auf das Wasser

Um gut gedeihen zu können, brauchen Pflanzen Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphat und Kalium.

Was wird gedüngt?

Bei der Düngung werden Nährstoffe zugeführt über das Verteilen von Gülle, Stallmist oder Jauche bzw. in Form von Pflanzenresten, Kompost aber auch Klärschlämmen und Biogasgärresten.
Mit Klärschlämmen erreichen giftige Stoffe unsere Felder. Das sind u.a. Blei und Quecksilber (1) aber auch biologisch hoch wirksame Chemikalien wie Weichmacher und Flammschutzmittel, Arzneimittelrückstände und Krankheitserreger. Auch bei verklappten Resten der Tierhaltung werden Antibotika-Rückstände bzw. Keime auf den Feldern verteilt, die weder in den Boden noch ins Wasser gelangen sollten.

Neben organischem Dünger wird synthetischer Dünger eingesetzt. Die Herstellung synthetischer Stickstoffdünger ist extrem energieaufwendig und klimaschädlich. Allein die Produktion von Stickstoffdünger war im Jahr 2018 für 1,13 Gigatonnen CO2-Äquivalente und damit für 2,1 Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich (2).

Phosphor und Kalk werden aus Gesteinen gewonnen.

Wie viel Dünger wird ausgebracht?

Im Jahr 2019 wurden durchschnittlich 11,5 Kubikmeter bzw. 11.500 Liter flüssiger Dünger (Gülle, Jauche oder flüssige Biogasgärreste) auf einem Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Deutschland verteilt (3). Mit über 26 Kubikmeter bzw. 26.100 Liter pro Hektar liegt das Bundesland Niedersachsen weit über dem Durchschnitt (4). Der Grund: Aufgrund zahlreicher, großer Tiermastanlagen gibt es hier ein sehr hohes Aufkommen an Gülle und Jauche für die Felder.
Auch die großen Rinderställe im Süden Deutschlands als auch der „Schweinegürtel“ zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wirken sich erheblich auf die örtlichen Düngemengen aus (5).

In den vergangenen 30 Jahren wurden durchschnittlich 188 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr auf Äckern in Deutschland ausgebracht (6). Über die Jahre schwanken die Werte. Für die letzten Jahre ist ein leichtes Absinken erkennbar.
Rund 355 Kilotonnen - das sind 355.000.000 Kilogramm - Stickstoff pro Jahr wurden nicht von Pflanzen aufgenommen, sondern landeten in den Oberflächengewässern in Deutschland (Mittel der Jahre 2012-2016) (7).

Wird mehr gedüngt, als die Pflanzen auf dem Feld benötigen, führt das zu einem Stickstoffüberschuss: In Deutschland liegt dieser aktuell bei mehr als 80 Kilogramm pro Hektar im Jahr (8).

Wie gelangt Dünger ins Wasser?

Pflanzen nehmen die Nährstoffe auf, die sie benötigen. Der überschüssige Stickstoff gelangt mit Niederschlagswasser in den Boden, erreicht das Grundwasser oder wird oberflächlich in Seen, Bäche und Flüsse gespült bzw. von Wind in anderen Gebieten verteilt.

Über Entwässerungssysteme von Feldern gelangen allein rund 22 Prozent des Stickstoffs direkt in Gewässer (9). In Mecklenburg-Vorpommern sind es bis zu 50 Prozent (10).

Über Flüsse erreicht der Stickstoff auch die Meere: Allein die Elbe spült durchschnittlich rund 50.000 Tonnen Stickstoff pro Jahr in die Nordsee (11). In den Hochwasserjahren 2002 und 2013 verdreifachten sich die Stickstoffeinträge, da die Wassermassen mehr Stickstoff auf- und mitnehmen konnten.

Was sind die Folgen für unser Wasser?

Zu viel Stickstoff belastet unser Wasser erheblich: Die Folgen sind eine erhöhte Nitratbelastung des Grundwassers, ⁠Versauerung⁠ von Böden und Gewässern sowie die Überdüngung von Seen und Teichen sowie Meeren.

Sinkende Stickstoffeinträge werden nur langsam in einer Verbesserung der Qualität von Grundwasser und Fließgewässern sichtbar: Eh das sauberere Grundwasser nach Versickerung und Aufenthalt in Grundwasserleitern die Elbe erreicht, können durchaus 30 Jahre vergehen (12).

Im Niederschlag gelöster Stickstoff sickert als Nitrat ins Grundwasser und verschmutzt es. Rund 22 Prozent der 1.291 Grundwasserkörper in Deutschland überschreiten den Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter (13). Lediglich bei einem Prozent dieser belasteten Grundwasserkörper ist ein positiver Trend erkennbar - hin zu einer absinkenden Nitratbelastung. Bei allen anderen Grundwasserkörpern steigt der Nitratgehalt weiter (16 Prozent) bzw. bleibt ungefähr auf dem Niveau (14).

Unser Grundwasser darf maximal 50 Milligramm Nitrat pro Liter enthalten. Dieser Grenzwert ist in der EU-Nitrat-Richtlinie von 1991 festgeschrieben. Deutschland verletzt bis heute diese Vorgabe. Im Falle einer weiteren Verurteilung aufgrund der mangelnden Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie durch den Europäischen Gerichtshof drohen rund 800.000 Euro Strafzahlungen täglich.

Auch für unser Trinkwasser gilt ein Grenzwert von maximal 50 Milligramm Nitrat pro Liter.
Soll nitratbelastetes Grundwasser als Trinkwasser genutzt werden, wird es teuer. Es muss in Wasseraufbereitungsanlagen aufwendig gefiltert bzw. mit unbelastetem Wasser „verdünnt“ werden. Denn Nitrat kann gesundheitsschädlich sein. Wird das in den Körper gelangte Nitrat in Nitrit umgewandelt, wird es insbesondere für Säuglinge gefährlich. Und im Körper gebildete Nitrosamine stehen im Verdacht, Krebs auszulösen.
Die Kosten tragen bislang die Verbraucher*innen - nicht die Verursacher*innen aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr. Laut einer Studie des Umweltbundesamts belaufen sich die Zusatzkosten der Wasserwerke auf 580 bis 767 Millionen Euro im Jahr (15). Für einen Vier-Personen-Haushalt könnte sich dadurch die Wasserrechnung um bis zu 134 Euro im Jahr erhöhen .

Fazit

(1) Vorgaben zur landwirtschaftlichen Düngung müssen konsequent umgesetzt werden, ggf. Düngeverordnung so überarbeiten, dass Grenzwerte überall eingehalten werden.
(2) Überdüngung (Stickstoffüberschüsse) reduzieren.
(3) Den Anbau von Zwischenfrüchten weiter ausbauen. Während in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg verstärkt auf den Anbau natürlicher Nährstofflieferanten gesetzt wird, bestehen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Thüringen noch erhebliche Ausbaupotenziale (14).
(4) Ökolandbau weiter ausbauen.
(5) Kein Klärschlamm mehr auf Feldern ausbringen.
(6) EU-Fördermittel an Landwirt*innen vergeben, die Wasser sparen und Stickstoff vermeiden.