Grundwasser bildet sich überwiegend aus Niederschlägen, die über den Boden versickern. Vor allem in tieferen Bodenschichten ist es gleichmäßig kühl und kann Millionen Jahre alt sein.

Rund 74 % unseres Trinkwassers wird in Deutschland aus Grundwasser gewonnen (1).

Grundwasser ist der größte kontinentale Lebensraum. Allein in Deutschland leben hier über 500 meist mikroskopisch kleine Tiere. Laufend entdecken Forscher*innen neue Arten.
Für die Trinkwasserqualität sind diese Tiere und Mikroorganismen außerordentlich wichtig: Sie reinigen das Grundwasser.

Viele Lebensräume auf der Erde sind vom Grundwasser abhängig. So werden etwa artenreiche Feuchtgebiete wie Moore und Auen von Grundwasser gespeist, aber auch Bäche, Flüsse und Seen.

An über 7.900 Messstellen in Deutschland werden Nähr- und Schadstoffe im Grundwasser erfasst. 7.700 Messstellen überwachen die Menge des Grundwassers.

Wenn dem Grund das Wasser ausgeht

Unsere Grundwasserbestände nehmen ab. In den Trockenjahren 2018, 2019, 2020 und 2022 bekamen wir das besonders zu spüren: Ausbleibende Niederschläge und länger anhaltende Hitze einerseits, aber auch ein zunehmender Wasserbedarf in heißen Tagen führen zu sinkenden Grundwasserständen. Kann sich kein neues Grundwasser über den Winter aufgrund zu geringer Niederschlagsmengen bilden kann, starten wir bereits mit einem Defizit ins nächste Jahr.

Grundwasserkörper in einem schlechten mengenmäßigen Zustand befinden sich aktuell in den Flussgebieten von Donau, Elbe, Maas, Oder, Rhein und Warnow-Peene (2). In Thüringen und Niedersachsen werden sinkende Grundwasserstände an jeder dritten Messstelle verzeichnet (3). Im Februar 2023 unterschritten rd. 78 Prozent der ausgewerteten 239 Messstellen in Sachsen den monatstypischen Grundwasserstand um durchschnittlich 55 cm (4).

Sinken Grundwasserspiegel, hat das nicht nur Auswirkungen auf unsere Wasserversorgung. Fehlt das Wasser in oberen Bodenschichten, erreichen die Wurzeln von Pflanzen kein Wasser mehr. Trockenstress ist die Folge. Auch Flüsse und Seen sowie Auen und Moore können vom Grundwasser nicht oder kaum noch mit Wasser versorgt werden. Diese fallen allmählich trocken. Oder der Austausch dreht sich um: Wasser führende Flüsse speisen das Grundwasser. Das wird zum Problem, wenn die Flüsse verschmutzt sind.
So wird aus einem Quantitätsproblem ein Qualitätsproblem.

Das Gedächtnis des Grundwassers

Ist Grundwasser erst einmal verschmutzt, bleibt es das über lange Zeit!
Ist menschliches Eingreifen erforderlich, ist es oft mit hohem technischen und finanziellen Aufwand verbunden.
Einfacher ist es, das Grundwasser vor Verschmutzungen und Erwärmung zu schützen!

Lange Zeit galt Grundwasser als sicher vor menschlichen Einflüssen. Mittlerweile zeigt sich, dass dem nicht so ist. Ein Drittel des Grundwassers ist heute bereits chemisch belastet.

Als Hauptverursacher gilt die Landwirtschaft, da vor allem Stickstoffverbindungen, in der Regel Nitrat, das Grundwasser belasten. Wird mehr gedüngt, als die Pflanzen auf dem Feld benötigen, führt das zu einem Stickstoffüberschuss: In Deutschland liegt dieser aktuell bei mehr als 80 Kilogramm pro Hektar im Jahr (5). Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Grundwasser: Rund 22 Prozent der 1.291 Grundwasserkörper in Deutschland überschreiten den Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter (6). Lediglich bei einem Prozent dieser belasteten Grundwasserkörper ist ein positiver Trend erkennbar - hin zu einer absinkenden Nitratbelastung. Bei allen anderen Grundwasserkörpern steigt der Nitratgehalt weiter (16 Prozent) bzw. bleibt ungefähr auf dem Niveau (7).

Aber auch Pflanzenschutzmittel und ihre Abbauprodukte werden immer wieder im Grundwasser nachgewiesen (8). Dabei stechen Unkrautvernichtungsmittel besonders hervor. Teils sind diese noch immer zugelassen.

Auch Industrie und Bergbau hinterlassen deutliche Spuren im Grundwasser: Belastungen durch den Bergbau zeigen sich vor allem durch erhöhte Sulfat-, Ammonium- und Arsenkonzentrationen im Grundwasser. "Ewige Chemikalien" wie PFC bzw. PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), wie sie etwa in Sport-, insbesondere Outdoor-Bekleidung, aber auch in wasserabweisenden Essensverpackungen vorkommen, belasten zunehmend unser Grundwasser und müssen für die Trinkwassergewinnung aufwendig herausgefiltert werden - bislang auf Kosten der Verbraucher*innen und nicht der eigentlichen Verursacher*innen - den Unternehmen.

Die Nutzung von Grundwasser für klimafreundliche Heiz- und Kühlzwecke (oberflächennahe Geothermie) kann die Qualität des Grundwassers beeinflussen (9). Temperaturänderungen vor allem in bereits belastetem Wasser kann zu einer neuen Zusammensetzung im Lebensraum Grundwasser führen, die Wasserqualität sich dadurch (weiter) verschlechtern. Die Auswirkungen auf das Grundwasser sind abhängig von der Größe der Anlage (Einfamilienhaus oder großer Gebäudekomplex) und möglicher Vorschädigungen des Grundwassers.

Dürremonitor

Eine stets aktuelle Übersicht über die Trockenheit in unseren Böden bietet der Dürremonitor der Helmholtz-Klimainitiative.

Grundwasser-Atlas

Über die Karte des Recherchekollektivs von CORRECTIV lässt sich ermitteln, wie sich der Grundwasserspiegel zwischen 1990 und 2021 in Orten Deutschlands entwickelt hat.

Das Geschäft mit dem Grundwasser

In Deutschland wird immer mehr Mineralwasser aus Flaschen getrunken. Seit 1970 hat sich der Verbrauch mehr als verzehnfacht: So trank 2020 jede*r 134 Liter im Jahr. Das Geschäft floriert. Kostet Leitungswasser im Schnitt 0,2 Cent pro Liter, sind beim günstigsten Wasser aus der Flasche 13 Cent pro Liter zu berappen. Dabei unterliegen Mineralwasser bzw. Heilwasser nicht den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung, allerdings braucht es eine amtliche Zulassung (10).

Der Protest von Bürger*innen und der Bürgerinitiative „Unser Wasser“ im Landkreis Lüneburg gegen eine weitere Brunnenerschließung durch Coca-Cola für die Produktion von Mineralwasser hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Der Kreis Lüneburg ist von erheblichen Wasserverlusten gezeichnet (11). Vorerst war der Protest erfolgreich: 2022 legte der Konzern seine Pläne beiseite.

Auch in Bayern regt sich aktuell Protest: Im Fokus steht der Hersteller Adelholzener mit rd. 600 Mio. verkauften Mineralwasser-Flaschen, der seinen Betrieb ausbauen möchte (12). Aktuell entnimmt das Unternehmen rd. 1 Mio. Kubikmeter Wasser jährlich.
Anders als in den anderen Bundesländern müssen Unternehmen in Bayern, Thüringen und Hessen nichts für Wasserentnahmen zahlen.

Wasser aus der Leitung oder aus der Flasche?

Informationen des Umweltbundesamts zu Trinkwasser

Politik muss handeln

  • Grundwasserneubildung stärken: Entwässerung der Landschaft bremsen oder stoppen, Entsiegelung statt Versiegelung, so das Wasser versickern kann.
  • Wasser muss sauber werden: Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, Abwassersystem instand halten & Verbesserung von Kläranlagen (4. Reinigungsstufe), Deponien abdichten.
  • Verursacherprinzip anwenden: Verschmutzer*innen von Wasser müssen zahlen.
  • Grundwasservorräte nicht ausbeuten: Kommunen müssen ihre Trinkwasserversorgung nachhaltig gestalten.
  • Wärmeeinleitungen verhindern (oberflächennahe Geothermie)
  • Transparenz und Einbindung der Öffentlichkeit: Wenn es um Wasser geht, müssen auf Basis transparenter Daten und aussagefähiger Prognosen unter Einbeziehung aller Betroffenen Entscheidungen gefällt werden. Wasser geht alle an.

Was ich tun kann

  • Spare Wasser beim Gärtnern. Gieße abends und mit aufgefangenem Regen. Baue keine durstigen Pflanzen an.
  • Keine Pools im Garten.
  • Dusche kurz und mit Sparkopf.

 

Themensammlung: Wasserkrise in Deutschland

In unserer umfangreichen Themensammlung zum Thema Wasser finden sich weitere und vertiefende Informationen.
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