Politik als Passion

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Als im letzten Jahr Demonstrierende in einer Welle der Empörung vom Tahir-Platz aus das politische Regime wegfegten und wütende occupy-Camper die Wall Street besetzten, wurde einmal mehr deutlich: Politik ist eine hochemotionale Angelegenheit. Meist gelten Emotionen in der Politik als irrational, alogisch und manipulativ, und damit schlicht als Antithese zum Ideal einer sachorientierten, objektiven Politik. Auch in der politischen Wissenschaft wird der Einfluss von Emotionen oft nicht als seriöse Analysekategorie anerkannt.02.07.2012
Schon Max Weber mahnte daher zur „Vernunft“, indem er in seiner bekannten Rede "Politik als Beruf" 1919 behauptete: „Politik wird mit dem Kopfe gemacht, nicht mit anderen Teilen des Körpers oder der Seele“. Aber Obamas "Yes, we can!", die von Hass geprägten Debatten um Integration und Migration, schäumende Bierzeltreden oder Tränen im Parlament zeigen, dass Politik von Menschen gemacht wird und sich an sie wendet - politische Prozesse sind daher immer von Gefühlen und Leidenschaften bestimmt.

In drei Veranstaltungen wollen wir dem Verhältnis von Emotionen und Politik auf den Grund gehen und fragen: Bei welchen politischen Themen kochen unsere Emotionen hoch, wofür setzen wir uns selbst leidenschaftlich ein? Wie werden wir durch politische Rhetorik überzeugt oder manipuliert? Was fasziniert uns an leidenschaftlichen Politiker_innen? Kann gute Politik ohne Gefühle gemacht werden?