Am 6. September 2024 eröffneten wir auf Einladung der Evangelischen Kirche unsere Ausstellung "Alles im Fluss!? Wasser in der Krise" in Schleife (Lausitz). Wir versprachen, im Rahmen eines Vortrags auf die Veränderungen des Wasserhaushalts in der Region zu schauen und einen Überblick zu geben, was die Region in Folge der fortschreitenden Klimakrise noch erwartet. Außerdem stellten wir Zahlen zum chemischen Zustand der Gewässer und des Grundwassers in der Region vor. Die Zahlen überraschten sogar uns.
Es ist ein heißer Nachmittag, über 30 Grad. Schon seit vielen Tagen ist es heiß und extrem trocken, nicht nur im Nordosten Sachsens. Und das im September. Mit dem Auto erreiche ich die Region um Schleife. Ja, mit Auto. Zum einen habe ich die Wasserausstellung dabei. Zum anderen dauert die Anfahrt mit ÖPNV ganze zwei Stunden mehr.
Bevor es an den Aufbau der Ausstellung geht, will ich mir noch einen Überblick über die kleinen und größeren Gewässer der Region machen. Ich habe viele Zahlen darüber gelesen. Es sind verstörende Zahlen für jemanden, der sich mit Wasser beschäftigt und nicht in einer Bergbau-Region wohnt.
Die erste Begegnung mit "Wasser" habe ich auf der Strecke in Richtung Mühlrose. Ein kanalisierter, tiefbrauner Bach fließt zwischen Straße und LEAG-Anlage, der sogenannte Flutgraben. Wenig später wird er in Mulkwitz in die Struga münden. Bei Neustadt fließt die Struga in die Spree und gibt ihr ihre teils erheblich belastete Fracht mit.
In Schleife fließt die Struga als stark eingewachsener Bach durch den Ort. Oft wirkt sie wie mit dem Lineal gezogen. Das Wasser ist aber klar. Auffällig sind lediglich die vielen Pflanzen am Ufer und im Bach selbst.
Dann geht es weiter an den Halbendorfer See. Am Ufer ist viel Schilf zu sehen. Der See liegt blaugrau in der heißen, flirrenden Luft. 1981 begann man das geflutete Tagebau-Restloch zum Erholungsort auszubauen. Heute gilt er als Badesee. Es gibt einen Campingplatz und Badebereiche. Nur ein Abfluss lässt vermuten, dass es noch Probleme im Wasser geben könnte.
Die Zahlen zum See, die ich heute noch vorstellen werde, sprechen eine sehr deutliche Sprache: Über 700 mg/l Sulfat sind im Wasser (März 2024). Zur Einordnung: 250 mg/l Sulfat sind maximal im Trinkwasser zulässig. Auch die EU-Grenzwerte für die Schwermetalle Cadmium und Nickel werden überschritten. 2021 wurde der laut Oberflächengewässerverordnung (OGewV) geltende Grenzwert für Arsen um mehr als das Vierfache überschritten. 2024 erreichten die Messwerte für Nickel ebenfalls mehr als das Vierfache des zulässigen EU-Grenzwerts. Später, in der Veranstaltung, berichteten mir Einwohner*innen von Flecken auf Haut und Badeanzug nach dem Baden. Der saure Geschmack ist Kindern aufgefallen, die natürlich das Wasser beim Baden auch mal in den Mund nehmen. Es gab allergische Reaktionen. Aber von den Zahlen wusste niemand vor Ort.
Ich werde sehr herzlich in der Kirche empfangen. Gemeinsam bauen wir die Ausstellung im Kirchenschiff auf.
Sie wird noch bis zum 20. Oktober 2024 täglich zwischen 10 und 17 Uhr zu sehen sein. Nach dem Glockengeläut 17 Uhr beginnen wir. Nach der Begrüßung der vor Ort sehr engagierten Pfarrerin Jadwiga Mahling und einem Flötenstück starte ich den Vortrag. Wie werden sich Temperaturen, Niederschlag, Verdunstung und Grundwasserneubildung in Zukunft entwickeln? Wie ist es um die Qualität aktuell in den Gewässern und des Grundwassers in und um Schleife bestellt? Und was hat das mit dem Kohleabbau, der bis an die Grenze von Trebendorf und Schleife herankommt, zu tun?
Alle Fragen waren an diesem Abend abschließend nicht zu klären und einige neue Fragen sind für die Gemeinde hinzugekommen, die es nun zu klären gilt.
Die Präsentation mit den Zahlen ist untenstehend zu finden.