Rund 70 Prozent unserer Erde sind mit Wasser bedeckt (1).
Es sind vor allem Meere, die das Blau prägen. Lediglich 3 Prozent des Wasseraufkommens macht Süßwasser in Seen, Flüssen, unserem Grundwasser und Gletschern aus.

Meere sind (über-)lebenswichtig für uns und bedeutende Verbündete bei der Stabilisierung unseres Klimas.
Sie sind riesige Kohlenstoffsenken - die wichtigsten überhaupt: Meere speichern 50 Mal mehr Treibhausgase als die Atmosphäre und 20 Mal mehr als alle Pflanzen und Böden unserer Erde zusammen (2). Rund 93 Prozent der Erwärmung in den letzten Jahrzehnten haben unsere Meere aufgenommen. Über gigantische Strömungen verteilen sie die Wärme über den Planeten.

Unsere Meere stellen rund 50 Prozent unseres Sauerstoffs bereit: Jeden zweiten Atemzug verdanken wir unseren Meeren!

Intakte Meere zeichnen sich durch eine ungeheure Artenvielfalt aus. Dabei haben sich die tiefsten Tiefen unseren Blicken noch gar nicht erschlossen.

Meere: an der Belastungsgrenze

Wir Menschen verschmutzen und übernutzen unsere Meere. Tendenz steigend.

Meere als Transport- und Handelswege waren schon immer von großer Bedeutung für uns Menschen. Doch noch nie waren die Transportbewegungen so intensiv wie in Zeiten globalen Wirtschaftens und internationaler Lieferketten. Etwa 90 Prozent aller Güter werden verschifft (3). Im weltweiten Vergleich werden Nord- und Ostsee mit am häufigsten befahren.
Frachtschiffe werden größer und größer. Die größten unter ihnen erreichen mittlerweile eine Länge von 400 Metern und fassen über 23.000 Container (4). Abgase, Abwasser und Müll sowie der Lärm dieser Schiffe belasten unsere Meere erheblich.

Knapp 171 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte ziehen wir Menschen weltweit jährlich aus dem Meer: teils als Wildfang, teils aus mittlerweile riesigen Aquakulturen. Rund 80 Prozent aller Fischbestände sind über ihre Grenzen be- und überfischt (5). In unseren Meeren gab es noch nie so wenige Fische! Meeresschildkröten und Delfine sowie weitere geschützte Arten geraten immer wieder als Beifang in die Netze. Massentierhaltung in Form von Aquakulturen sorgt für erhebliche ökologische Probleme: Große Mengen Antibiotika und weitere Medikamente, aber auch Fischkot belasten das Wasser. Geisternetze vermüllen unsere Meere. Es verfangen sich Fische darin und sterben. Ein weiteres großes Problem ist die illegale Fischerei. Die Konsequenz aus allem: Die Artenvielfalt in unseren Meeren sinkt.

Rund 500.000 US-Dollar kostet eine Lizenz auf Erkundung des Meeresbodens nach Rohstoffen jenseits der Grenzen nationaler Zuständigkeiten bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (IMB). Bislang sind knapp 30 Lizenzen vergeben worden, zwei davon an Deutschland (6). Der Inhaber einer Lizenz sichert sich auch ein Vorrecht auf den späteren Abbau der begehrten Manganknollen, kobaltreichen Eisen-Mangankrusten und Massivsulfiden. Angesichts des Rohstoffbedarfs auf der Erde wird Tiefseebergbau immer interessanter, ist aber ein ökologisch besonders risikoreiches Unterfangen. Zahlreiche Unglücke bei der Öl- und Gasförderung zeugen bereits heute von den immensen Risiken des Rohstoffabbaus im Meer und den katastrophalen Folgen.

Zahlreiche Gifte gelangen direkt in das Meer - vor allem durch Schiffsanstriche oder Abwässer und Müll der Riesenpötte.

Auf dem Meeresboden lagernde Munition aus dem Zweiten Weltkrieg belastet bis heute das Wasser vor allem in Ost- und Nordsee. Es wird von rund 1,6 Millionen Tonnen Munition und 5.000 Tonnen chemischen Kampfstoffen ausgegangen, die teils krebserregende Stoffe enthalten (7).

Die globale Erwärmung hat gravierende Folgen für unsere Meere, die letztlich auch auf uns Menschen zurückwirken.
Heizen wir das Klima an, erwärmen sich auch unsere Meere. Seit 1960 hat sich etwa die Nordsee im Jahresmittel um 1,7°C erwärmt (8). Die Folgen weltweit sind teils sichtbar, teils entziehen sie sich unseren Augen: Sichtbar ist der kontinuierliche Anstieg des Meeresspiegels sowie häufigere und ausgeprägtere Wetterextreme (z.B. Stürme und Springfluten). Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts hat etwa Hamburg mit immer höheren und heftigeren Sturmfluten zu kämpfen (9). Es treten vermehrt Hitzewellen im Meer auf, worunter die Tiere und Pflanzen extrem leiden. Es verdunstet mehr Wasser - Wasser, das sich andernorts in heftigen Starkregen abregnet. Es verfestigen sich Wasserschichten im Meer, die sich immer seltener durchmischen, was vor allem in unteren Wasserschichten zu wenig(er) Sauerstoff führt und immer weniger Lebewesen überleben lässt. Auch im Oberflächenwasser sinkt der Sauerstoffgehalt, da wärmeres Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen kann.

An Land die Meere schützen!

Meeresverschmutzung beginnt in acht von zehn Fällen an Land und kann nur gelegentlich auf eine Einzelquelle zurückgeführt werden (10).

Was und wie wir produzieren, welche Produkte wir kaufen, was wir essen und wie wir uns fortbewegen, hat Auswirkungen auf Boden, Luft und Wasser an Land.
Flüsse nähren unsere Meere: Mit Wasser und allen Stoffen, die im Landesinneren mobilisiert werden - sei es durch natürliche Prozesse (z.B. durch die Auswaschung von Gesteinen) oder menschengemachte - etwa durch Industrie, Bergbau, Verkehr, Besiedlung und Landwirtschaft.

Zu hohe Einträge an Stickstoff und Phosphor überdüngen unsere Meere (Eutrophierung). Allein die Elbe spülte in den Jahren 2018 und 2019 knapp 48.000 Tonnen Stickstoff / Jahr in die Nordsee (11).
Hauptquelle von Stickstoff und Phosphor ist die Landwirtschaft, gefolgt von Industrie und Verkehr.
Sind zu viele Nährstoffe im Gewässer, wachsen vermehrt Algen. Man spricht dann von einer Algen- bzw. Wasserblüte. Nach dem Absterben sinken die Algen auf den Boden. Hier werden sie von Bakterien zersetzt. Während dieses Prozesses wird dem Gewässer Sauerstoff entzogen, der u.a. Fischen fehlt. Steigende Temperaturen in Folge der Klimakrise begünstigen das Algenwachstum.
Immer mehr Lebensräume werden zu sauerstoffarmen Todeszonen. Ihre Anzahl in den Meeren stieg von 10 (1960) auf 400 (2008) und liegt mittlerweile bei 700 (2019) weltweit (12). Kein Meer in Europa ist so schwer betroffen von Eutrophierung wie die Ostsee (13).

Chemikalien sind mittlerweile in allen Meeren zu finden. An Flussmündungen und in Küstengewässern lassen sich die höchsten Konzentrationen unterschiedlicher Stoffgruppen feststellen. Darunter sind eine Vielzahl langlebiger, sich in Organismen anreichernder und giftiger Stoffe, etwa aus schmutz- und wasserabweisenden Produkten (PFC), aber auch Weichmacher (14). Hauptquelle ist die Industrie.
Über das Ausbringen von giftigen Pestiziden und Bioziden trägt die Landwirtschaft zur Verschmutzung erheblich bei.
Auch aus Siedlungsflächen gelangen Chemikalien zuerst in Flüsse später ins Meer. Angefangen bei schädlichen Baumaterialien wie etwa Dämmmaterial oder Lacken, über Zigarettenkippen bis hin zu Reststoffen von Medikamenten und Kosmetik sowie Plastik.

Mehr Plastik = Plastikmeer

Ca. 150 Millionen Tonnen Plastik schwimmen in unseren Meeren. Bis zu 13 Mio. Tonnen kommen jährlich hinzu (15). Meeresströmungen verteilen sie über den Globus.
Rund 1 Prozent des Plastiks schwimmt auf der Oberfläche. 99 Prozent sind im Meer verschwunden.

Mit der Zeit zerfallen große Plastikteile in immer kleinere Stücke. Schließlich werden sie zu Mikroplastik, Teilchen mit einem Durchmesser unter 5 mm, die sich über Jahrhunderte in der Umwelt halten.
Auch unsere Flüsse transportieren große Mengen Mikroplastik in die Meere. Hauptquellen sind der Reifenabrieb von Autos und synthetische Kleidung, gefolgt von Kosmetika. Allein im Jahr 2018 erreichten rund 5.000 Tonnen Reifenabrieb Ost- und Nordsee (16). Regen spült ihn von den Straßen und verteilt das Mikroplastik in Boden und Wasser.

Um Plastik in den gewünschten Zustand zu versetzen, wird es mit Chemikalien angereichert. Nur mit Hilfe Tausender verschiedener Stoffe ist es so wandelbar und vielseitig: Vom kuschelig weichen Fleece-Pulli bis hin zu robustem Mikrowellen-Geschirr. Zerfällt das Plastik, gelangen diese Chemikalien in die Umwelt. Mikroplastik-Partikel nebst Chemie-Cocktail werden etwa von Fischen aufgenommen, weil sie sie mit Nahrung verwechseln. Wir essen diese Fische. So ist beides längst auch in unserer Nahrung angekommen: Durchschnittlich nehmen wir die Plastikmenge einer Kreditkarte pro Woche auf (17). Bis heute ist unklar, welche Chemikalien genau verwendet werden und wie sie mit anderen zusammenwirken. Das macht es um so schwerer, die Folgen für uns Menschen bzw. die Umwelt abzuschätzen.

Plastikatlas

Daten und Fakten über eine Welt voller Kunststoff

Politik muss handeln

  • Nulleintrag von gefährlichen Stoffen:
    Stoffe mit unbekannten bzw. unzureichend bekannten Eigenschaften (z.B. Pestizide und Biozide, sowie (Mikro-)Plastik und neu entwickelte Stoffe) grundsätzlich als gefährlich einstufen, bis das Gegenteil bewiesen ist.
  • Zusammenwirken von Schadstoffen berücksichtigen:
    Nicht nur die Auswirkung eines für sich betrachteten Stoffes auf die Meeresumwelt ist zu betrachten, sondern auch dessen im Verbund mit anderen Stoffen auftretenden Folgen.
  • Nährstoffeinträge in die Nord- und Ostsee verringern:
    Wirkungsvolle gesetzliche Vorgaben und ihre effektive Umsetzung in den Bereichen Landwirtschaft, Verkehr und Industrie sind der Schlüssel für die Zukunft unserer Meere.

Was ich tun kann

Themensammlung: Wasserkrise in Deutschland

In unserer umfangreichen Themensammlung zum Thema Wasser finden sich weitere und vertiefende Informationen.
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