Auen - die Tropenwälder Mitteleuropas

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566 Käferarten auf 18 Bäumen! Das ist Artenvielfalt, die man sonst nur in den Tropen findet. Und doch gibt es sie auch in Mitteleuropa zu entdecken – in Auen.
Der einzigartige Wechsel von nass und trocken prägt diesen ganz besonderen Lebensraum - auch für vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Um bei den Käfern zu bleiben: 114  der im Leipziger Auwald von einem Forscherteam gesichteten 566 Käfer standen auf der Roten Liste (1).

Intakte Auen sind nicht nur Lebensraum. Sie bieten Platz für Hochwasser. Das Wasser versickert und wird für trockene Zeiten gespeichert. Im Flusswasser transportierte Nähr- und Schadstoffe werden in Auen herausgefiltert. So tragen Auen zur Reinigung unserer Flüsse, aber auch des Grund- und Trinkwassers bei. Nasse Aue sind natürliche Kohlenstoffsenken.

 

Nur 9 Prozent aller Auen sind intakt

In Deutschland sind natürliche Auen rar. Gerade einmal 9 Prozent gelten als kaum bzw. gering verändert (2).

Nur noch ein Prozent der ursprünglichen Hartholzauen - also Auwälder mit überwiegend Bäumen aus härterem Holz wie Eiche, Esche oder Ulme - blieben in Deutschland erhalten. 80 Prozent davon finden sich an den Ufern der Elbe. Dieser Lebensraum ist an die Wasserstandsschwankungen der Elbe optimal angepasst und kann bis zu 3 Monate im Wasser stehen. Die Auen-Wälder sind nicht nur schön, sondern auch nützlich: sie tragen zur Versickerung von Wasser im Hochwasserfall bei und bieten Lebensraum für seltene Arten. Und sie locken Natur-Tourist*innen an die Elbe, die begeistert sind von der ursprünglichen Landschaft und den alten Baumriesen. Doch auch ihr Bestand ist gefährdet.

Durch menschliche Eingriffe in den natürlichen Lauf graben sich Flüsse immer tiefer in ihr Bett. Dadurch sinkt das Grundwasser, das den Auen fehlt.

Durch Deiche werden natürliche Überflutungsflächen und Nebenarme trocken gelegt. Natürlicher Hochwasserschutz findet hier nicht mehr statt. Wasser kann nicht gespeichert werden.

Renaturierung von Auen: Jetzt!

Die Auen-Renaturierung - also die Wiederherstellung naturnaher bzw. natürlicher Auen - mildert Folgen der Klimakrise auf den Landschaftswasserhaushalt.
Doch bei der Umsetzung hapert es:
Seit 1983 wurden 7.100 Hektar überflutbare Auen in Deutschland durch Rückbau, Rückverlegung bzw. Öffnung von Deichen zurückgewonnen. Das klingt nach viel, sind aber gerade einmal 1,5 Prozent! Das Potenzial liegt bei mehreren Zehntausend Hektar.(3)

Konkurrierende Interessen bei Flächen sind ein wesentlicher Grund: Neben Umwelt- und Artenschutz sowie Klimaanpassung stehen Interessen der Landwirtschaft, die zahlreiche Auenflächen bewirtschaftet, der Wasserwirtschaft, aber auch der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung sowie der Tourismus- und Freizeitbranche. In Siedlungen in der Nähe von Überflutungsflächen sorgen Ängste vor möglichen Flutereignissen für große Skepsis.

Naturnahe Auen gibt es nur mit naturnahen Flüssen. Ein Fluss als ausgebauter Transportweg macht die natürliche Dynamik zunichte, auf die Auen angewiesen sind.

Vielfältige gesetzliche Vorgaben und Anforderungen sind zu beachten.
Und natürlich brauchen alle Maßnahmen auch Geld.

In Summe wird die Renaturierung dadurch zu einem hoch komplexen Vorgang.

Mit einem klaren Ziel vor Augen, Gesprächen mit allen Akteur*innen, umfassender Information und einem gut strukturierten Planungsmanagement lassen sich dennoch Erfolge erzielen.
Das zeigen u.a. die folgenden Projekte: