In der EU verbrauchen wir 100 Kubikmeter - das sind 100.000 Liter bzw. 500 Badewannen - Wasser pro Person und Jahr für den Konsum von Kleidung (1).
In Deutschland wandern jährlich 60 neue Kleidungsstücke pro Person in den Kleiderschrank (2). Nicht wenige davon fliegen ungetragen oder nur wenig getragen in den Müll. Schließlich muss ja wieder Platz für Neues her: Ein textiler Wahnsinn auf Kosten der Umwelt und vieler Menschen, die für wenig Geld und erhebliche Gesundheitsrisiken die Textilien herstellen müssen!
Wie durstig ist mein Kleiderschrank?
Allein um ein Kilogramm Baumwolle zu erzeugen, werden zwischen 3.600 und 26.900 Liter Wasser je nach Produktionsstandort benötigt (3). Da sich die Produktionsbedingungen sehr stark unterscheiden können, liegen die Zahlen weit auseinander.
Das für die Bewässerung benötigte Wasser wird in vielen Regionen Oberflächengewässern bzw. sogar dem Grundwasser entnommen - mit teils gravierenden Folgen. Das wohl prominenteste Beispiel ist der Aralsee zwischen Kasachstan und Usbekistan. Einst einer der größten Binnenseen der Welt ist er durch den hohen Wasserbedarf für die Baumwoll-Produktion mittlerweile weitestgehend trocken gefallen (4).
Doch nicht nur der Anbau und die Reinigung von Baumwolle benötigen viel Wasser, auch für die weitere Verarbeitung und das Färben ist es nötig.
Wieviele Chemikalien kommen auf ein Kilogramm Kleidung?
Bei der Herstellung und Veredlung unserer Textilien kommen ca. 3.500 verschiedene Chemikalien zum Einsatz (5): Auf ein Kilogramm Kleidung kommt rund ein Kilogramm (6) - darunter Schwermetalle wie Kupfer, Arsen und Cadmium.
Die dabei entstehenden teils hochgiftigen Abwässer mit schwer abbaubaren Stoffen gelangen vor allem in Asien teils ungeklärt in Flüsse und Bäche (7).
Giftige Substanzen tragen wir aber auch direkt auf unserer Haut spazieren! So enthielten bei Untersuchungen von Kleidungsstücken der Fast-Fashion-Marke Shein durch Greenpeace 15 Prozent der genommenen Proben Chemikalien, die gegen EU-Grenzwerte verstoßen. Besorgniserregende Mengen gefährlicher Chemikalien wurden in 32 Prozent der Proben entdeckt (8).
Weit über die Hälfte unserer Textilien besteht aus Kunststoffen wie Polyester, Polyamid oder Polyacryl. Tendenz weiter steigend. Ihre Herstellung aus Öl ist nicht nur klimaschädlich. Mit 35 Prozent des Gesamtanteils an Mikroplastik in unseren Weltmeeren liegen synthetische Fasern weltweit noch vor dem Reifenabrieb (9).
Die Textilien geben mit jedem Waschen, aber auch durch ihre Benutzung Mikroplastik ab, das sich am Ende auch in unseren Gewässern wiederfindet. Bei Funktionskleidung mit schmutz- und wasserabweisenden Funktionen kommen noch giftige Chemikalien hinzu, sog. per- oder polyflourierte Chemikalien (PFC).
Eine einzige Trommel Wäsche (ca. 6 kg) von Polyester-Baumwoll-Mischgeweben bei max. 40°C gewaschen, setzt rd. 138.000 Mikroteilchen ins Waschwasser frei. Besteht die Wäsche aus reinem Polyester sind es ca. 496.000 Mikroteilchen, bei Acrylgewebe knapp 730.000 (10).
Wie werden meine aussortierten Kleidungsstücke entsorgt?
Altkleidung oder Neuware finden sich nicht selten auf riesigen Bergen aus Kleidungsmüll wieder: Jedes Jahr erreichen ca. 59.000 Tonnen Altkleidung allein die Atacama-Wüste in Chile (11). Aber auch nach Afrika wird aussortierte Kleidung verschifft (12). In Ghana wird sie teils unter freiem Himmel verbrannt (13), weil die Massen unbrauchbarer Kleidung ganze Regionen überfluten. Freigesetzte Schadstoffe und Gifte gelangen in Luft, Boden und Wasser.
Weltweit wird nur knapp 1 Prozent der Altkleidung zu neuen Textilien verarbeitet (14).
In Deutschland fehlen Vorgaben und Anreize für Unternehmen, Kleidung recyclingfähig zu gestalten oder gebrauchte Fasern in neuen Textilien zu verarbeiten (15). Neben dem Export gehen Alttextilien in Deutschland in die minderwertige Verwertung, etwa zur Herstellung von Putzlappen, Dämmstoffen oder Fließen oder werden zur Erzeugung von Energie verbrannt.
Mach Schluss mit Fast Fashion!
Mit der europäischen Textilstrategie will Europa den Textilsektor nachhaltiger gestalten (16). Alle auf dem europäischen Markt angebotenen Textilien sollen (wieder) langlebig sein und sich reparieren und recyceln lassen. Recyclingfasern sollen die Regel und nicht mehr die Ausnahme sein, gefährliche Stoffe aus der Kleidung verbannt werden.
Es ist ein erster großer Schritt, bislang aber noch Zukunftsmusik.
Jede*r für sich kann schon heute beginnen: Konsumiere bewusst und nachhaltig!
(1) weniger Kaufen (Slow- statt Fast Fashion)
(2) Klamotten gebraucht kaufen oder tauschen
(3) auf Zertifizierung von Kleidungsstücken achten: kbA, GOTS, Grüner Knopf
(4) möglichst auf synthetische Kleidung verzichten und sie so selten wie möglich waschen