Was zu tun ist - Für mutigen politischen Protest - 30.Oktober 2019

Lesedauer: 4 Minuten
Das Peng!-Kollektiv (2.v.l.h.: Ronny Sommer)

Welche Wirkung können wir mit politischen, zivilgesellschaftlichen Protestformen erreichen? Welches Verhältnis zwischen Protest und Demokratie wird dabei erkennbar? Das Peng!-Kollektiv nutzt subversive Aktionsformen für mediale Interventionen im öffentlichen Diskurs. Mit Kommunikationsguerilla, Hacking und zivilem Ungehorsam entwickeln sie medienwirksame Kampagnen und arbeiten dabei zu Themen wie Flucht, Überwachung, sozialer Ungerechtigkeit und Polizeigewalt. In den letzten sechs Jahren haben sie unter anderem einen Aussteigerverein für Geheimdienstmitarbeiter*innen gegründet, eine Pressekonferenz im Namen von Vattenfall gehalten, eine Stimmentauschbörse für Menschen ohne Wahlrecht gestartet und bundesweit zu Diebstahl in Supermärkten aufgerufen. Für ihre Kampagne zu deutschen Waffenexporten erhielten sie 2018 den Aachener Friedenspreis.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe WAS ZU TUN IST sprechen wir am 30. Oktober 2019 ab 19 Uhr in Dresden (Kleines Haus, KH3, Glacisstraße 28) über mutigen politischen Protest. Gemeinsam wollen wir über neue Protestformen sprechen und wie Zivilgesellschaft zu neuen und gewagten Aktionsformen ermutigt werden kann.

Ronny Sommer hat 2013 das Peng!-Kollektiv mitgegründet und spezialisiert sich seitdem auf politische Medienhacks zwischen Aktivismus und Kunst. Er ist Designer, Entwickler, Medientaktiker und Campaigner.

 

 

|| THESEN ||

Kämpfe nicht nur für eine Gruppe, kämpfe mit ihnen.

Beziehe die Gruppen oder Einzelpersonen, für die du dich in deiner Kampagne stark machst, von Anfang an in die Kampagne ein. Auf Augenhöhe und wenn möglich als Teil des Kernteams. Wenn du Campaigning für ein Thema machst, zu dem andere Organisationen schon langfristig arbeiten, leite die Aufmerksamkeit dorthin weiter.



Emotionalisierung und Reduktion sind erlaubt, wenn auch differenzierte und komplexe Informationen mitgeliefert werden.

Im Rahmen einer Aktion oder eines Kampagnenvideos müssen manchmal knappe und prägnante Narrative entworfen werden. Diese müssen dann aber durch eine differenzierte Analyse und Recherchen unterstützt werden, die dann im weiteren Kampagnenmaterial nachgeschoben werden.

Starke Persönlichkeiten schaden einer starken Bewegung

Eine Bewegung ohne Kopf zu haben, ist in vielerlei Hinsicht hilfreich. Indem die Individuen in den Hintergrund treten, erhalten die Inhalte mehr Aufmerksamkeit, aber auch Geheimdienste und sonstige politische Gegner haben weniger Angriffsfläche. Die Presse ist meistens genervt von anonymen / pseudonymen Akteuren, weil sie dann keine Homestories schreiben können. Aber da müssen sie dann halt durch.

Lass dich nicht überwachen. Schütze dich und dein Netzwerk durch verschlüsselte Kommunikation.

Internetkommunikation wird großflächig überwacht, so viel sollte Aktivist*innen und Campaigner*innen klar sein. Was der Verfassungsschutz mit deinen Daten anstellt, weiß niemand, aber es ist bestimmt nichts Gutes. Verschlüsselte Kommunikation gilt immer noch als nerdig, über den Umfang der mitgeschnittenen Kommunikationskanäle herrscht oft naives Halbwissen. Gerade hinsichtlich möglicher Regierungsbeteiligungen der AfD im Osten sind jegliche erhobenen Daten über dich / euch gefährlich, denn wer weiß ob da nicht auch mal ein Datensatz zu den befreundeten Neonazigruppen rüberwandert. Wenn du nicht verschlüsselst, gefährdest du nicht nur dich selbst, sondern auch alle, mit denen du kommunizierst.



Kämpfe für deine politischen Ziele, nicht für den Erhalt deiner Organisation.

Viele NGOs sind vor allem damit beschäftigt, die eigene Existenz aufrechtzuerhalten. Stellen schaffen, Spenden akquirieren, Förderinstitutionen zufriedenstellen. Das raubt der eigentlichen politischen Arbeit nicht nur Zeit, es kompromittiert im schlimmsten Fall auch die eigenen Ziele. Einer unserer Grundsätze ist es, die Zusammenarbeit mit Förderinstitutionen nicht auf eine potentielle weitere Zusammenarbeit auszulegen. Jeder Förderantrag bei einer Institution darf der jeweils letzte sein, wenn Konflikte auftauchen.

 

Die Reihe WAS ZU TUN IST ist eine Kooperation zwischen den Professuren für Politische Theorie und Ideengeschichte und der für Didaktik der politischen Bildung an der TU Dresden, dem Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden, dem Staatsschauspiel und Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. Studierende können sich die Veranstaltung durch einen Teilnahmeschein und eine Klausur für das Aqua-Modul anrechnen lassen.

 

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