Schule soll junge Menschen auf ihre Rolle als mündige Bürger*innen in einer Demokratie vorbereiten. Sie soll Mut machen und Teilhabe eröffnen, anstiften zum kritischen Denken und solidarischem Miteinander. Aber schafft das die Schule so wie wir sie heute kennen? Christine Behrens, Rico Behrens und Stefan Breuer haben sich mit anderen auf den Weg gemacht, eine neue Schule zu gründen. Eine Schule mit einem anspruchsvollen Konzept von Teilhabe und demokratischer Mitbestimmung. Wie das konkret aussehen kann und welche Ideen sie haben, um Schule demokratisch fortzuentwickeln, wollen wir an diesem Abend mit ihnen diskutieren.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe WAS ZU TUN IST sprechen wir am 27. November 2019 ab 19 Uhr in Dresden (Kleines Haus, KH3, Glacisstraße 28) über Teilhabe und demokratische Mitbestimmung an Schulen.
Christine Behrens ist Oberschullehrerin und sammelte bereits Erfahrungen in mehreren staatlichen und freien Schulen in Dresden. Als Beraterin, Supervisorin und Paartherapeutin unterstützt ist sie seit 2009 Menschen dabei, sich Herausforderungen in ihrem Leben zu stellen. Außerdem ist sie als Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule Moritzburg tätig.
Prof. Dr. Rico Behrens war Mitarbeiter der Professur für Didaktik der politischen Bildung an der TU-Dresden und leitete dort das Projekt „Starke Lehrer - Starke Schüler“. Seit 2019 hält er die Professur für Politische Bildung und Didaktik der Sozialkunde an der Katholischen Universität Eichstätt inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören politische Bildung, Demokratielernen und Lehrer*innenhandeln.
Stefan Breuer war zunächst in der Jugendarbeit tätig bevor er als wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Projektkoordinator an der Professur für Didaktik der politischen Bildung der TU-Dresden arbeite. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Katholischen Universität Eichstätt am Lehrstuhl von Prof. Dr. Behrens.
|| THESEN ||
Mitbestimmung zulassen – nicht inszenieren.
Kindern und Jugendlichen weitreichende Entscheidungs- und Mitbestimmungsrechte zugestehen. Diskussionsräume so gestalten, dass sie nicht nur zu Wort kommen, sondern auch gehört werden.
Praktische Möglichkeiten: Schulversammlung als zentrales Entscheidungsorgan; Konfliktlösekreise
Anerkennung fixieren - Noten abschaffen
Individuelle Anerkennung in Form von emotionaler Zuwendung, sozialer Wertschätzung und persönlicher Achtung sind Grundbausteine um Selbstvertrauen und Selbstachtung aufzubauen und zu einer Persönlichkeit zu reifen. Noten leben vom Vergleich, sind wissenschaftlich gesehen als Leistungsbewertung zu einem Großteil Fiktion. Besonders im Grundschulalter tragen sie dazu bei, das Lernen zu entfremden.
Leben und Lernen als Einheit auffassen – Offenheit als Schulprinzip
Bis zum Schuleintritt lernen Kinder einfach so. Danach wissen sie schnell, dass man im Unterricht lernt. Alles andere ist Freizeit. Eine demokratische Schule dekonstruiert diese Künstlichkeit, indem sie starre Strukturen auflöst, Lernanlässe im gemeinsamen Leben zulässt und unterschiedliche und passgenaue Lernformen sucht.
Den politischen Menschen fördern - Politik und Gesellschaft thematisieren
Demokratische Bildung bezieht sich nicht nur auf freiere Lern- und bestimmte Entscheidungsformen. Sie fördert ein ganzheitliches Politikverstehen und die Urteilsfähigkeit zu grundlegenden gesellschaftlichen Schlüsselproblemen (z.B. Umweltzerstörung, Krieg, Digitalisierung).
Passende Rollen finden – Ohne die Kunstfiguren Lehrer*in und Schüler*in auskommen
In einer Demokratischen Schule müssen Rollen neu definiert werden. Erwachsene sind nicht in allen Bereichen Expert*innen, Kinder und Jugendliche kein Objekt der Beschulung. Beziehungen sind wichtiger als Belehrungen. Sie begründen einen lebendigen Austausch. Pädagog*innen etablieren hierfür einen sicheren Rahmen. Dazu gehört durchaus auch die Vorbereitung von vielfältigen Lernumgebungen und Erfahrungsräumen.
Längeres gemeinsames Lernen ermöglichen – Gemeinschaftsschulen etablieren
Demokratische Bildung orientiert sich nicht an starren Klassen und Alterszuschnitten. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Längeres gemeinsames Lernen schafft Raum, sich in einer sicheren Umgebung zu entwickeln. Die Alternative, Kinder im Alter von 10 Jahren unter elterlichen und gesellschaftlichen Druck zu setzen, den Sprung aufs Gymnasium zu schaffen ist künstlich und ungerecht. Dieses Problem wird in der vorherrschenden Ökonomisierung von Bildung auch nicht durch gute oder bessere Oberschulen gelindert.
Die Reihe WAS ZU TUN IST ist eine Kooperation zwischen den Professuren für Politische Theorie und Ideengeschichte und der für Didaktik der politischen Bildung an der TU Dresden, dem Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden, dem Staatsschauspiel und Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. Studierende können sich die Veranstaltung durch einen Teilnahmeschein und eine Klausur für das Aqua-Modul anrechnen lassen.
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