Druck auf Landwirt*innen steigt durch Monopolisierung in der Lebensmittelverarbeitung

Blick in den Veranstaltungssaal

Am 19. November waren wir in Meißen. Weiterdenken war Kooperationspartnerin des Tags der Landwirtschaft Sachsen 2025 der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland. Unter dem Motto "Bäuerliche Landwirtschaft - allen Schwierigkeiten zum Trotz – biodivers, gerecht und gentechnikfrei" gab es agrarpolitische Vorträge, Einblicke in die Forschung, politische Diskussionen und die Vorstellungen bäuerlichen Handwerks.

Nach der Vorstellungsrunde kamen die Sorgen und Probleme der Landwirt*innen und Gärtner*innen auf den Tisch.

Es sei "1 Minute vor 12" in Sachen Gentechnik, erklärte Nikola Burgeff vom Hof Mahlitzsch. Die Zulassung genveränderter Pflanzen im Crispr/Cas-Verfahren könnte noch bis zum Jahresende kommen. Deshalb brauche es jetzt die Stimme Vieler (Verbände, Bäuer*innen, Engagierte,...), um die "Genschere" nicht zu öffnen.

Das zweite Thema war Bildung: Bis heute gäbe es Kinder, die denken, das Fleisch stamme aus dem Supermarkt. Die Mühen, die etwa hinter einem handwerklich erzeugten, guten Brot steckten, sind für sie kaum nachzuvollziehen: Vom Ausbringen der Saat, über Pflege der Pflanzen bis hin zu Ernte und Verarbeitung. Hier sollte gegengesteuert werden, etwa im Rahmen des Schulunterrichts. Auch in Sachen Kochen und Verarbeiten von Lebensmitteln in privaten Haushalten gebe es Defizite. Immer mehr Menschen bedienten sich aus dem Convinience-Regal.

Das dritte Thema aber bewegte uns besonders. Erst kürzlich gab es im Rahmen einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung Einblicke in ein Gutachten der Humboldt-Professur für Nachhaltige Ernährungswirtschaft der Universität Freiburg. Es zeigte, dass die Zahl der kleinen und mittelgroßen Handwerksbetriebe in der Lebensmittelverarbeitung enorm zurückgegangen ist in den vergangenen Jahren. Es gibt immer weniger Mühlen, Schlachthöfe sowie Verarbeiter bei Zucker- und Stärkeherstellung. Mit anderen Worten: Landwirt*innen müssen immer weitere Wege zurücklegen. Manchmal bekommen sie ihre Produkte überhaupt nicht los und graben die wertvollen Feldfrüchte einfach wieder unter (wie es in diesem Jahr in einigen Betrieben bei Kartoffeln praktiziert wurde). Kleine und mittelgroße Betriebe nehmen weite Strecken auf sich, um ihre Produkte irgendwie verwerten zu lassen. Die Landwirt*innen aus Sachsen müssten dabei in Richtung Westdeutschland, Niederlande und Belgien. Und dann schnappen steigende Preise aufgrund monopolartiger Strukturen noch die letzten Groschen weg.

Das Gutachten wird im Dezember veröffentlicht.
Wer jetzt schon Einblicke darin gewinnen möchte, dem sei der Mitschnitt der Veranstaltung "Das Sterben des Lebensmittelhandwerks - Folgen für Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze und Umwelt" empfohlen.
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