Die Elbe in Mitteleuropa ist eine der letzten naturnahen Flusslandschaften. Auf rund 600 Kilometern - zwischen der letzten Staustufe in Tschechien und der Staustufe in Geesthacht bei Hamburg - kann sie frei fließen. Hoch- und Niedrigwasser formten hier vielfältige Lebensräume für teils bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Doch in Zeiten einer fortschreitenden Klimakrise und des rasanten Artensterbens steht die Elbe unter enormem Druck, der durch die menschliche Nutzung des Flusses noch verstärkt wird.
Wir sprachen mit Iris Brunar, langjährige BUND-Elbeexpertin, wie es anders ginge.
Im Jahr 2023 wurden lediglich 4,2 Prozent aller Güter über Schiffe auf der Elbe durch die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe transportiert (Sächsische Binnenhäfen Oberelbe, Geschäftsbericht 2023). Mit der Eisenbahn waren es 41,4 und dem LKW 54,4 Prozent.
Dennoch werden für die kaum noch existente Schifffahrt weiter intensive Baumaßnahmen an der Elbe durchgeführt – diese schaden der Flusslandschaft und kosten viel Geld. Dass ein Management auf der Elbe auch anders denkbar ist und wie davon Natur und Gesellschaft profitieren, erfahren wir im folgenden Interview.
Linda Leibhold: Hallo Frau Brunar. Schön, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, um mit uns über das Thema Elbe bzw. Elbe als Wasserstraße zu sprechen. Ich weiß, dass Sie langjährige Elbe-Expertin sind, aber auch einen sehr persönlichen Zugang zum Fluss haben. Wann sind Sie denn das letzte Mal in der Elbe geschwommen?
Iris Brunar: Das ist noch gar nicht so lange her, das war Mitte September. Es war ein warmer September und ich war da an meiner Lieblingsstelle, einem breiten Sandstrand bei Dessau. Ich habe dort den Tag verbracht mit Lesen, Entspannen und zwischendurch bin ich auch mal in den Fluss gestiegen und habe mich ein Stück treiben lassen.
Linda Leibhold: Das klingt ganz großartig!
Sie machen sich stark dafür, die Flusslandschaft der Elbe zu schützen. Können Sie uns zunächst mal einen kurzen Überblick geben: Was ist denn das Besondere an der Elbe?
Iris Brunar: Das besondere an der Elbe ist, dass sie frei fließen kann. Das klingt vielleicht etwas banal. Aber wenn man weiß, dass die Flüsse in Deutschland im Schnitt alle zwei Kilometer mit irgendeinem Querbauwerk am Fließen unterbrochen werden, dann ist das gar nicht mehr so banal. Und die Elbe kann eben auf 600 km frei fließen von der letzten Staustufe in Tschechien bis zur einzigen Staustufe auf deutscher Seite - die ist kurz vor Hamburg bei Geesthacht. Und diese Dynamik des Fließens hat die Landschaft geprägt. Das ist wiederum das Besondere an der Elbe: ihre einzigartige Flusslandschaft. Wir haben hier ganz viele unterschiedliche Landschaftstypen. Also direkt am Fluss die Sand-Ufer, oder auch mal ab und zu ein Abbruch-Ufer. Dann die Auenwälder: Die Weichholz-Aue direkt am Ufer und die Hartholz-Aue ein bisschen weiter weg vom Ufer. Offene Wiesen, manchmal mit Solitär-Eichen. Es gibt Altarme, die sind dann ein eher feuchter Lebensraum. Oder eben Bühnen, das sind ganz trockene Lebensräume. Also es gibt ganz viele unterschiedliche Lebensräume, die Platz bieten für viele Tier- und Pflanzenarten, welche teilweise schon selten oder gar ausgestorben sind. Das ist das besondere an der Flusslandschaft der Elbe. Das ist etwas Seltenes und zu gleich sieht man es: es ist für Menschen sehr attraktiv, diese unterschiedlichsten Strukturen in der Landschaften wahrzunehmen.
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Open external content on original siteLinda Leibhold: Und die Elbe ist ja nicht nur landschaftlich sehr besonders, sondern unterliegt auch wirtschaftlicher Nutzung. Was können Sie uns denn darüber erzählen?
Iris Brunar: Also meistens, wenn man an die Wirtschaft denkt, ist das Synonym für Wirtschaft an der Elbe die Güterschifffahrt. Allerdings werden kaum noch Transporte auf dem Fluss abgewickelt. Dennoch ist der Umgang mit dem Fluss noch danach ausgerichtet. Also es werden jedes Jahr 40 bis 50 Millionen Euro für die Elbe als Wasserstraße ausgegeben. Dabei ist der eigentliche Wirtschaftsfaktor in der Region der Naturtourismus mit dem Elberadweg zum Beispiel. Seit Anfang 2000 haben sich viele kleine Unternehmen, wie Pensionen, Restaurants, Hotels an der Elbe etabliert, die davon leben. Die Touristen bringen hohe Umsätze in die Regionen. Insgesamt sind das rund 130 Millionen Euro pro Jahr (2015). Ein weiterer Nutzen, der oftmals übersehen wird, sind die Ökosystemleistungen. Also die ökologischen Funktionen, die uns der Fluss bietet. Die lassen sich auch teilweise in barer Münze darstellen. Zum einen ist das die ökologische Vielfalt, von der ich gerade gesprochen habe – unterschiedliche Tiere und Pflanzen. Diese Artenvielfalt ist eine Lebensgrundlage für den Menschen, für unsere Gesellschaft. Aber die Flusslandschaft bietet auch Platz für Hochwasserschutz. Der Fluss reinigt das Wasser, die Aue speichert CO2. Damit ist die Aue – ähnlich wie Moore – eine Klimaschützerin, die uns hilft, dass die Temperaturen nicht noch höher klettern, als sie es ohnehin schon tun. Aber dazu muss die Aue eben von Wasser erreicht werden und regelmäßig geflutet werden.
"Es ist klar: Wir brauchen intakte Flusslandschaft, denn funktionierende Ökosysteme tragen nicht nur aktiv zum Klimaschutz bei, sondern sie schützen auch unsere Ressource Wasser. Und jeder braucht sauberes Wasser zum Leben. Das wird in einer intakten Flusslandschaft bereitgestellt – wenn man sie lässt."
(Iris Brunar)
Linda Leibhold: Sie haben eingangs das Thema Gütertransport per Schiff auf der Elbe angeschnitten und vor allem gesagt, dass das relativ viel Geld kostet. Aber was sind denn die genauen Probleme? Warum können wir nicht einfach unsere Güter per Schiff auf der Elbe transportieren?
Iris Brunar: Ich glaube als erstes muss man da sagen, die Güterschifffahrt selber ist gar nicht so sehr das Problem. Aber man muss auch anmerken, dass kaum noch etwas auf der Elbe transportiert wird. Obwohl viel an der Elbe gebaut wurde in der Vergangenheit und viel Geld für die Elbe als Wasserstraße ausgegeben wird, sind die Gütertransporte seit 2018 auf unter 0,2 Mio. Tonnen eingebrochen. Der Grund ist, dass das Wasser für eine verlässliche, planbare Schifffahrt fehlt. Mehrere Monate im Jahr kann auf der Elbe aufgrund von Niedrigwasser keine Schifffahrt stattfinden. Das kann sich bis zu sechs, sieben Monate lang hinziehen. Planbare, verlässliche Schifffahrt ist damit nicht möglich. Das eigentliche Problem für die Flusslandschaft ist, dass trotz dieser Bedingungen die Schifffahrtsverhältnisse noch verbessert werden sollen. Das geschieht dadurch, dass der Fluss immer weiter eingeengt wird. Ziel davon ist, eine Mindest-Fahrrinnentiefe von 1,40 Meter herzustellen. Voraussetzung ist aber dafür wiederum, dass eine bestimmte Menge an Wasser die Elbe herunterfließt. Deswegen ist es kein reales Ziel. Denn man weiß ja nicht: Wird die bestimmte Menge an Wasser vorhanden sein oder nicht? In der Vergangenheit wurde dieses Ziel an drei bis fünf Monaten im Jahr je nach Abschnitt an der Elbe eben nicht erreicht. Das ist das eine. Das andere ist, dass selbst 1,40 m Fahrrinnentiefe nicht viel sind. Da kann ein Schiff ein paar hundert Tonnen laden, aber voll beladen - dazu braucht man je nach Schifftyp eine Fahrrinnentiefe von rund 2,50 m. Das Problem ist und bleibt: Für Güterschifffahrt auf der Elbe fehlt das Wasser
Linda Leibhold: Und die Baumaßnahmen, die Sie gerade angesprochen haben, um die Elbe besser schiffbar zu machen, was haben die für Auswirkungen? Welche genauen ökologischen Probleme ziehen sie nach sich?
Iris Brunar: Genau das ist der Punkt. Um den Fluss zu vertiefen, wird die Elbe immer weiter eingeengt und immer weiter begradigt. Dadurch fließt der Fluss aber immer schneller, die Fließgeschwindigkeit nimmt zu. Und das ist ein Grund, warum sich die Elbe immer weiter in ihr bewegliches Bett auf Sand eintieft. Die sogenannte Tiefenerosion setzt ein. Dann sinkt damit der Wasserspiegel des Flusses. In der Folge sinkt auch der Grundwasserspiegel in der Aue und auch in der angrenzenden Landschaft. Das heißt, die Landwirtschaft ist davon auch betroffen. Aber vor allem die Auen werden immer trockener. Die Elbe wirkt wie ein gigantischer Entwässerungsgraben, der der Landschaft das Wasser entzieht. Und somit kann man auch sagen, dass die Tiefenerosion die Folgen der Klimakrise - sprich die Trockenheit - weiter verstärkt.
Linda Leibhold: Und wie steht es aktuell um die Elbe und ihre Flusslandschaft?
Iris Brunar: Der Zustand der Aue und damit auch des UNESCO-Biosphärenreservats »Flusslandschaft Elbe« ist teilweise wirklich desolat und besorgniserregend. Aufgrund der Klimakrise, der Trockenheit, aber eben verstärkt durch die Tiefenerosion. An der Hartholz-Aue ist das besonders deutlich sichtbar: Viele Bäume sind schon abgestorben oder schwer geschädigt. Dazu muss man wissen, dass die Hartholz-Aue ein sehr wertvoller Lebensraum ist. Es ist ein seltener Lebensraum-Typ, von dem deutschlandweit ungefähr die Hälfte an der Elbe zu finden ist. Wir haben hier deshalb eine hohe Verantwortung für die Hartholz-Auen. Aber auch die Auengewässer verschwinden: Die Altarme, Flutrinnen, etc. Damit verschwindet Lebensraum für Amphibien, wie beispielsweise die seltene Rotbauchunke, oder den Moorfrosch. Auch Libellen und Insekten sind betroffen. Insekten wiederum sind Nahrungsgrundlage für die Vögel. Doch es trifft auch die Kulturlandschaft: Das UNESCO-Welterbe »Dessau-Wörlitzer Gartenreich«. Das ist eine große Parklandschaft, die von der Trockenheit schwer gezeichnet ist. Man muss sich die Frage stellen: Woher soll das Wasser in Zukunft kommen? Diese gesamte Parklandschaft in Zukunft zu bewässern ist nicht möglich. Wir haben also sowohl ein Natur- als auch ein Kulturerbe – und beide sind in Gefahr.
Linda Leibhold: Anhand Ihrer Ausführungen scheint mir, die Elbe als Wasserstraße weiter zu vertiefen und auszubauen ist weder ökologisch noch wirtschaftlich nachhaltig. Was ist denn Ihre Einschätzung: Warum wird trotzdem weiter daran festgehalten?
Iris Brunar: Die Gründe dafür sind vielfältig würde ich sagen. Zum einen fehlt das Verständnis, wie ein Fluss und eine Aue funktionieren. Dann werden die aktuellen Entwicklungen ignoriert. Das ist ein großes Problem. Zum anderen glaubt man einfach auch an technische Machbarkeit. Man glaubt daran, dass alle Ziele erreichbar sind. Das ist zum Beispiel auch im »Gesamtkonzept Elbe« so angedacht und vorgesehen. Aber das ist eine Illusion, wie uns die Realität zeigt. Bislang wurde auch noch kein Weg aufgezeigt, wie es funktionieren soll, dass alle unterschiedlichen Ziele an der Elbe zugleich erreicht werden können. Das andere sind die wirtschaftlichen Interessen, die da durchaus anliegen. Zum einen ist Bauen lukrativ, aber zum anderen – und das ist vielleicht sogar das Hauptargument – sind drei miteinander konkurrierende Verkehrsträger besser als zwei.
Linda Leibhold: Was heißt das?
Iris Brunar: Das heißt, dass selbst wenn sie selbst letztlich nicht genutzt wird, können durch die Aufrechterhaltung der Wasserstraße die Preise von LKW und Bahn gedrückt werden. Das klingt absurd, aber das ist ein oft vorgetragenes Argument. So werden die Gewinne der Unternehmen erhöht. Ich möchte keine Neid-Debatte hier beginnen, aber dafür die Flusslandschaft zu opfern halte ich nicht für akzeptabel.
Linda Leibhold: Jetzt haben Sie gerade das »Gesamtkonzept Elbe« angesprochen. Auf welcher Grundlage ist denn das Management der Elbe organisiert und wo sehen Sie Stellschrauben, um weg von diesem „Weiter-So“ zu kommen?
Iris Brunar: Also da gibt es ja verschiedene Ebenen. Einmal ist es die Länderebene. Und die Länder sind zuständig für den Hochwasser-, Natur- und Umweltschutz. Naturschutz sind beispielsweise die Vorgaben der EU, wie Natura 2000, wo Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten geschützt werden. Umweltschutz umfasst den Schutz der Gewässer und des Wassers im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie, die den „guten ökologischen Zustand“ anstrebt. Dies soll bis 2027 umgesetzt werden. Für all das sind die Länder zuständig. Für die Wasserstraße selbst ist der Bund zuständig – das Bundesverkehrsministerium bzw. die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, eine Behörde des Bundesverkehrsministeriums. Inzwischen sind sie auch für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie direkt an der Elbe zuständig. Und alles gebündelt wird dann durch das sogenannte »Gesamtkonzept Elbe«. Das soll das alles zusammenbringen. Da gibt es noch weitergehende Zielstellungen, beispielsweise Stopp und Umkehrung der Tiefenerosion, die ja eins der größten ökologischen Probleme an der Elbe darstellt. Dazu muss man aber wissen, dass das Gesamtkonzept Elbe ein strategisches Konzept ist. Da sind also keine konkreten Maßnahmen verortet. Das ist ein Problem. Ein anderes Problem ist, dass die Datenbasis dieses Gesamtkonzepts Elbe aus dem Jahr 2013 und davor stammt. Seitdem hat es aber große Veränderungen gegeben. Deshalb muss es dringend aktualisiert werden. Das ist eine der Stellschrauben, an denen gearbeitet werden muss. Das Gesamtkonzept ist eine Grundlage für das Handeln der Behörden an der Elbe und das muss natürlich up to date sein. Es muss geschaut werden: Was hat sich verändert? Wie beeinflusst das die Zielstellungen im Gesamtkonzept? Können die Ziele eigentlich überhaupt noch so realisiert werden, wie sie im Gesamtkonzept angestrebt sind? Unter anderem müssten eben auch Auswirkungen der Klimakrise auf den Fluss und auf die Flusslandschaft beachtet werden.
Linda Leibhold: Ganz konkret: Welche Änderungen würden Sie sich denn im Hinblick auf die Nutzung der Elbe bzw. ihrer Flusslandschaft wünschen und was wären die Vorteile?
Iris Brunar: Vorteile gäbe es viele! Ich denke erstmal muss man nochmal festhalten, dass es sehr wichtig ist, diese einzigartige Fluss- und Kulturlandschaft, die von der Elbe geprägt ist, zu bewahren. Das ist wichtig für das Allgemeinwohl. Und das bedeutet aber, dass sich der Umgang mit dem Fluss ändern muss. Die wichtige Zielstellung ist, dass der natürliche Wasserspeicher dieser Flusslandschaft – also die Aue – reaktiviert wird, dass das Wasser wieder in die Landschaft kommt. Und warum? So wird die Flusslandschaft resilienter, also widerstandfähiger, auch um die Herausforderungen der Klimaänderungen wie Trockenheit und Hitze besser begegnen zu können. Und auch damit die ökologischen Funktionen dieser Flusslandschaft gestärkt werden. Das nützt uns allen. Was sind die Vorteile einer intakten Flusslandschaft? Die Vorteile einer intakten Flusslandschaft inklusive ihrer Auen sind zum einen nachhaltiger Hochwasserschutz. Eine Aue kann Hochwasser aufnehmen. Aber auch, wie ich schon sagte vorhin: unsere Lebensversicherung die Artenvielfalt, die unsere Lebensgrundlage darstellt. Oder die Aue als CO2 Speicher in Form von Kohlenstoff – das ist quasi unsere Klimaanlage. Und eine intakte Flusslandschaft ist attraktiv – für Einheimische und auch für Besucher, die einen wichtigen Wirtschaftsfaktor der Region darstellen. Schifffahrt kann durchaus stattfinden, wenn genug Wasser in der Elbe vorhanden ist. Letztlich ist es ja jetzt schon so: Schiffe fahren, wenn die Elbe genug Wasser führt.
Linda Leibhold: Also für mich klingt es total überzeugend. Was ist denn politisch gebraucht, um in diese Richtung zu gehen, die Sie gerade so schön gezeichnet haben?
Iris Brunar: Das gute ist, dass die Werkzeuge dazu schon vorhanden sind. Zum einen sind das EU-Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie und Natura 2000 – die gilt es umzusetzen. Zum anderen eben das Gesamtkonzept Elbe, da gilt es die ökologischen Ziele umzusetzen und es zu aktualisieren, an die gegebenen Bedingungen anzupassen. Die Bundesregierung hat auch schon den Wert der Auen erkannt und hat einen »Aktionsplan Natürlichen Klimaschutz« entwickelt. Zum Schutz, dem Erhalt und der Reaktivierung der Auen. Das ist ein großer Fortschritt, auch diesen gilt es umzusetzen. Oder auch die »Nationale Wasserstrategie«, die betrachtet ebenfalls die nachhaltige Nutzung der lebenswichtigen Ressource Wasser und inklusive ihrer Verteilung. Es gibt also gute Instrumente. Jetzt braucht es mutige Politiker und Politikerinnen, die diese Instrumente nutzen und sich vielleicht auch mal gegen Wirtschaftsinteressen durchsetzen. Und sich für das Allgemeinwohl einsetzen. Ich glaube, die Gesellschaft ist bereit, diesen Weg zu gehen. Es ist klar: Wir brauchen intakte Flusslandschaft, denn funktionierende Ökosysteme tragen nicht nur aktiv zum Klimaschutz bei, sondern sie schützen auch unsere Ressource Wasser. Und jeder braucht sauberes Wasser zum Leben. Das wird in einer intakten Flusslandschaft bereitgestellt – wenn man sie lässt.
(Das Interview führte Linda Leibhold am 23.11.2023.)
Iris Brunar
Iris Brunar engagiert sich seit 2001 als ehrenamtliche Sprecherin der Bürgerinitiative Pro Elbe Anhalt und im Elbeprojekt des BUND zum Schutz Flusslandschaft Elbe. Seit 2002 macht sie für den BUND und das BUND-Elbeprojekt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne. So veranstaltet Brunar den ‚Dialog im Boot‘, einer Tour in großen Schlauchbooten auf der Elbe. Dazu werden unterschiedliche Vertreter*innen der Gesellschaft, aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Naturschutz, Wirtschaft und Medien, sowie Bürger und Bürgerinnen eingeladen. Ziel ist mit ihnen eine Debatte zur Zukunft der Elbe zu führen. Die Teilnehmer können sich dabei ihr eigenes Bild von der Elbe machen.
Im Zentrum ihrer Arbeit und ehrenamtlichen Engagements steht der Fokus diese inzwischen einzigartige Natur mit den großen Auenwäldern und den hellen, weichen Sandstränden entlang der Elbe zu erhalten. Dazu muss beispielsweise die Tiefenerosion, eine Folge u.a. der Befestigung der Ufer und Einengung des Flusses, gestoppt und umgekehrt werden. Um Transparenz rund um die Elbe als Wasserstraße zu schaffen, wertet Brunar offizielle Daten zur Schiffbarkeit und zu den Gütertransporten auf der Elbe aus.
Brunar ist derzeit bei der BUND-Bundesgeschäftsstelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt Elbe in der Abteilung Biodiversität tätig. Sie ist Vertreterin des Umweltverbands in der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) und Stellvertreterin in den Gremien zur Umsetzung des Gesamtkonzept Elbe (GKE).
Weiterführende Links:
- Gesamtkonzept Elbe
- Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG) zur gemeinsamen Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie für den deutschen Teil der Elbe
- Sächsisches Auenprogramm
- UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
- Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz" der Bundesregierung
- Nationale Wasserstrategie (2023)