Mit Kino, Konzerten verschiedener Genres und Tanz, aber auch Theater, Vorträgen, Lesungen und Workshops bietet das wachsende soziokulturelle Zentrum ein vielfältiges Programm. Der Begegnungsort ist ein zentrales Scharnier zwischen dem alten und neuen Zwenkau, das nach der Flutung des riesigen Kohletagebaus am „Kap“ entstanden ist.
Wir sprachen mit Susanne Schönherr und Katharina Seifert über die Entwicklung des KulturKinos Zwenkau.
Susanne Schönherr ist Gründungsmitglied und im Vorstand des Vereins. Katharina Seifert gestaltet seit 2018 Programm und Öffentlichkeitsarbeit des KulturKinos als Angestellte.
Als ich das erste Mal das KulturKino betrat, war ich sehr überwältigt von dem Bau! Könnt Ihr mir kurz mehr erzählen über die Entstehungsgeschichte, aber auch aus der neueren und neuesten Geschichte des Hauses?
Susanne: Losgegangen ist es 1927. Am 24. Juni war die Grundsteinlegung für dieses Haus und bereits am 28. Dezember 1927, übrigens einen Tag vor der Gründung der Comedian Harmonists, ist das Lichtspieltheater eröffnet worden mit über 700 Sitzplätzen. Das ist heute unvorstellbar: Es war einfach eine Megazeit für Kino.
Und wie entwickelte sich das Kino weiter?
Susanne: 1946 ist es enteignet worden. In den 1970ern wurde es massiv zum Kulturhaus Zwenkaus umgebaut. Der Anbau ist hinzugefügt worden. Damals war dort auch die Wohnung des Hausmeisters. Und auch die große Bühne ist entstanden. Vorher gab es nur, wie das in alten Kinos so üblich war, eine Muschel, die den Ton besser klingen ließ.
Zu DDR-Zeiten sollen sich hier Größen der DDR-Kultur die Klinke in die Hand gegeben haben – von Gerhard Schöne bis hin zum Gewandhausorchester. Wir haben alte Plakate gefunden.
Und dann kam mit 1989 der Umbruch und damit einhergehend auch ein Abbruch des Bedarfs. Die Menschen reisten. Die Menschen holten sich Videorecorder. Die Menschen blieben auch einfach zu Hause.
Die Stadt hatte noch 1991 versucht, Wege für die Nutzung des Hauses zu finden. Es gab Pläne für eine Bowlingbahn. Schließlich kam ein Transportunternehmen rein, was die Räumlichkeiten hier als Lager nutzte. Menschen haben uns berichtet, dass vor dem Kino die Bestuhlung verheizt wurde. Es wurde auch an der Seite ein größerer Zugang eingebrochen, damit größere Gabelstapler und andere Fahrzeuge reinfahren konnten. Aber auch das war nicht von ewiger Dauer.
Und wann kamt Ihr ins Spiel?
Susanne: Ich glaube, die allerersten Anfänge waren 2001.
Im Anbau gab es damals noch den Jugendclub. Doch das Vorderhaus verfiel immer mehr: die Dachrinnen waren kaputt, das Dach auch. Es lag ein leider bestätigter Abrissantrag vor, obwohl Denkmalschutz auf dem Haus ist. Der Jugendclub wäre damit auch nicht mehr zu halten gewesen.
Es gab erste Gespräche mit der Stadt, eine Konzeption wurde geschrieben, der Stadtrat gab uns einstimmig das Votum, das Haus zu erhalten.
Im März 2003 hat sich dann unser Verein gegründet und wir haben das Haus im Dezember dieses Jahres für einen symbolischen Euro übernommen.
Seit 2003 seid Ihr also Besitzer des Kulturkinos: Wie habt Ihr denn aus der damaligen Ruine dieses wunderbare Haus gemacht?
Susanne: Das erste war, dass wir im Vorderhaus Eimer aufgestellt haben, um das Regenwasser aufzufangen. Wir hatten immer jemanden, der bei Regenfällen hierher gekommen ist, die Eimer ausgeschüttet und wieder neu aufgestellt hat.
Parallel zu diesen ersten Rettungsmaßnahmen haben wir versucht, auch schon kleine Sachen zu sanieren.
Ebenso gab es jede Menge Müll und kaputte Dinge im Haus, die wir in vielen Container entsorgen mussten.
Vieles wäre viel schwerer gewesen, wenn es nicht immer wieder Menschen, Firmen, Institutionen gegeben hätte, die uns weiterhalfen! Sie haben etwas bezahlt, was wir gerade brauchten. Wir bekamen Tipps, wo wir einen Antrag stellen konnten. Dachdecker haben uns das Dach oder zumindest Teile davon instand gesetzt. Maler halfen uns im Saal bei der Restaurierung der alten Saaldecke. Uns wurde ein Gerüst zur Verfügung gestellt. Mit Dow Chemical gab es eine intensive Zusammenarbeit. Sie haben etwa Auszubildende oder andere Beschäftigte aus ihrer Firma hierher gebracht für einen Arbeitseinsatz und sämtliches Material bezahlt. Ich werde die Blicke der Zwenkauer nicht vergessen, als hier ein Bus vorfuhr und Menschen aus aller Herren Länder zu uns brachte, die uns halfen! Bis heute gibt es immer wieder Projekte die DOW Chemical uns fördert. Dafür sind wir sehr dankbar.
Darüber hinaus gab es immer kulturelle Veranstaltungen. Es fanden Baustellenkonzerte statt. Musiker haben uns unterstützt, indem sie für ganz wenig oder ohne Gage hier spielten. Es gab Tage der offenen Tür, zu denen sehr viele interessierte Zwenkauer kamen. Dabei sind uns ganz viele, auch hochemotionale Geschichten erzählt worden.
Und wir hatten auch mindestens zwei sächsische Ministerpräsidenten hier, u.a. Herrn Tillich. Er fand große Worte und wollte uns auch unterstützen. Dann kam die Flut. Da sind die Ideen, die er für uns hatte, leider weggespült worden.
2012 waren wir an einem Punkt, wo wir nicht weiterkamen: Es stand die energetische Sanierung an. Und damals ging es dann auch schon los, dass es mit den Filmverleihern schwierig wurde. Wir hatten bis dato immer nur über DVD, dann Blu ray die Filme abgespielt. Dann hieß es, wir müssen auf digitale Technik umstellen, wenn wir auch weiterhin die Lizenz zum Zeigen von Filmen – wie etwa von Walt Disney und anderen Großen - behalten wollen. Da haben wir auch massiv in die Technik investieren müssen.
2014 sind wir in das Stadtumbau Ost Programm gekommen. Damit konnte die energetische Sanierung geplant werden. Dann ging es los mit dem Bauen. Und irgendwann standen wir vor der Entscheidung: Entweder wir bleiben unter 200 Plätzen. Dann werden wir keine Versammlungsstätte. Oder wir gehen drüber. Dann würden aber noch mehr Auflagen auf uns zukommen.
Dennoch haben wir den Schritt gemacht, weil wir uns sagten, wir ärgern uns vermutlich irgendwann, wenn wir es nicht tun. Jetzt haben wir alles angefasst, was die Baukosten immens in die Höhe getrieben hat. Auch denke ich, dass wir nicht alles überschaut haben, was mit dieser Entscheidung noch alles auf uns zukam. Da musste jetzt eine Lüftungsanlage noch rein und es gab weitere Auflagen, auch zum Brandschutz. Das sind ja alles gleich Kosten, die durch die Decke gehen. Ja, und an diesen Schulden knabbern wir heute noch. Stand heute stehen wir immer noch mit 200.000 Euro bei der Stadt in den Miesen. Wir sind also für jede Spende sehr dankbar!
Und all jene Unterstützer kamen zu Euch oder habt ihr „geklopft und geklingelt“?
Susanne: Beides. Ich bin mir auch sicher, dass, wenn es nicht so viele Kontakte und Connections über unseren Vereinsvorsitzenden Steffen Wieser gegeben hätte, wir nie an dem Punkt wären, wo wir jetzt sind.
Bei einem solchen Riesenprojekt sind Menschen mit besonderer Begeisterungsfähigkeit und kommunikativem Talent sicherlich enorm wichtig, oder?
Susanne: Steffen hat immer visionäre Gedanken reingebracht und tut dies bis heute.
Er hat auch das Haus, als erstes „gefunden“ und gesagt: Hey, das können wir hier so nicht lassen. Von ihm ging die Initialzündung aus. Und er hat die Gabe, Menschen zu begeistern. Es gibt immer noch Leute hier, die von Anfang an dabei sind – wie etwa der jetzige Bürgermeister.
Unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden sind von ganz vielen Menschen hier hinein geflossen und fließen bis heute: beim Bau, bei Arbeitseinsätzen, im Umfeld, beim Putzen, rund um die Veranstaltungen (Planung, Umbauten, Betreuung u.v.m.). Die Angestellten, die wir aufgrund der institutionellen Förderung des Kulturraums haben, übernehmen zum Glück jetzt einiges. Aber dieses Haus zum Laufen zu bringen und am Laufen zu halten, ist schon ein Megading und wird von vielen mitgetragen.
Wie viele Menschen wart Ihr denn bei der Gründung?
Susanne: Bei der Gründung, die im Wohnzimmer stattfand, waren vielleicht 12 bis 15 Leute. Aber es dockten dann in den ersten Wochen schon noch Menschen an, so dass wir dann auf rund 20 kamen. Inzwischen sind wir über 50.
15 Aktive bei der Gründung kann ja im Extremfall auch bedeuten, dass es 15 unterschiedliche Vorstellungen gab, wie sich das Haus und der Verein künftig ausrichten sollen. Wie habt Ihr einen gemeinsamen Weg gefunden?
Susanne: Die Idee, hier einen kulturellen Anlaufpunkt zu schaffen, hat uns verbunden. Der Großteil hatte damals auch kleinere Kinder, wo wir uns gefragt haben, was wir denen anbieten können, wenn diese eben jetzt nicht die Sportler sind, sondern vielleicht Musiker. Wo gehen sie dann hin? Da war einiges an Motivation da!
Und dann ergab sich vieles Step by Step. Das Haus strahlt selbst so eine Faszination aus auf verschiedenste Leute. Das war auch ein Glücksfall.
Kommen auch heute noch neue Mitstreiter*innen hinzu?
Susanne: Aktuell geht es ja eher darum, Leute zu finden, die Veranstaltungen betreuen. Jetzt sind es nicht mehr die Bauaufgaben, bei denen man schnell Fortschritte sah. Heute sagen selbst einige von den „Alteingesessenen“: Damals hier mit anzupacken, das war mein Ding. Aber ich stelle mich halt nicht hinter die Bar.
Das ist auch völlig okay. Ich glaube, die Leute der ersten Stunde haben auch wirklich genug getan und können jetzt hier gerne die Veranstaltungen genießen. Aber damit brauchen wir neue Leute, neue Generationen.
Das müssen jetzt auch nicht nur Jüngere sein. Wir haben mindestens zwei Unterstützer älteren Semesters, die mir spontan einfallen, die gesagt haben, ich habe einfach Bock, ich habe Zeit, ich habe jetzt Lust mich zu engagieren. Die eine hat über das Ehrenamtsportal geguckt und uns gefunden.
Heute werdet Ihr auch von Angestellten entlastet. Das wünschen sich viele Häuser. Wie habt Ihr das geschafft?
Susanne: Wie viele andere Häuser auch haben wir uns lange von Projekt zu Projekt gehangelt. Dann kamen wir in die institutionelle Förderung und wir konnten eine Stelle für die Projektarbeit, eine für die Programmkoordination und noch eine für alles Finanzielle schaffen. Das war 2018.
Und dann haben wir noch Andreas, der eine andere Finanzierung hat. Seine Stelle läuft über das Arbeitsamt über fünf Jahre. Sie startete bei 100 % Förderung im ersten Jahr und endet im letzten Jahr bei einer Förderung von noch zehn Prozent.
Gerade am Anfang war das natürlich super. Jetzt sind wir am Ende des fünften Jahres. Jetzt ist der Punkt, dass der Verein ihn weiterbeschäftigt.
Mit Personal kommen sicher aber auch neue Organisationsaufgaben für die Ehrenamtlichen hinzu?
Katharina: Ja, wir sehen uns relativ selten, was ja auch völlig klar ist, weil vieles ehrenamtlich läuft. Das bringt von sich aus eine Schwierigkeit mit sich, denn, wenn wir uns sehen, verstricken wir uns auch oft in operativem Kleinkram, müssen unbedingt noch dieses und jenes absprechen. Dabei gerät das große Ganze bzw. die Ausrichtung unserer Arbeit unter die Räder: Wichtige Fragen schaffen wir einfach nicht zu besprechen: Wo wollen wir eigentlich hin, wo wollen wir in fünf Jahren, in zehn Jahren sein und wie kommen wir da hin und was ist wichtig? Wo sind die Schwerpunkte?
Und dann schaffen wir es wenig, den Verein mitzunehmen. Das ist dann das nächste.
Es gibt auch so ein bisschen die Tendenz im Verein, die ich auch nachvollziehen kann, dass man sagt: Okay, wir sehen, es gibt ja jetzt Angestellte, da kann ich mich zurückziehen. Aber das ist ein Problem!
Wenn wir als Angestellte deutlich mehr organisieren, dann müssen diese Termine wiederum abgedeckt werden. Es braucht also eigentlich mehr ehrenamtliches Engagement, um das, was wir anbieten wollen, auch die Öffnungszeiten, die wir gerne hätten, um der offene Begegnungsort zu sein, mit viel mehr Ehrenamt abgedeckt werden müsste. Das ist so ein bisschen die Krux an dem Ganzen, glaube ich.
Susanne: Ja, da beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz.
Wahrscheinlich wird es irgendwie mal auf eine Geschäftsführung hinauslaufen?!
Katharina: Ich glaube auch früher oder später, um Euch als Vorstand einfach zu entlasten. Auch wenn das Team hier größer wird, braucht es diese eine Person, die dann die Fäden zusammenhält, sonst verzetteln wir uns an vielen Stellen einfach, was dann Zeit und auch Nerven kostet.
Wie war und ist denn die Zusammenarbeit mit der Kommune? Hat sie Euch unterstützt?
Susanne: Als wir unser Konzept im Stadtrat vorgestellt haben, gab es fraktionsübergreifend Zustimmung. `Macht das! Probiert das, bevor es verfällt`, hieß es damals. Als wir dann 2017 nach der energetischen Sanierung wiedereröffnet haben, sagte der alte Bürgermeister, der inzwischen verstorben ist: Jetzt kann ich es Euch ja sagen. Damals habe ich gedacht: Ach komm, gib denen den Schlüssel und wenn er in einem Jahr zurückkommt, was solls.
Er hat uns Mut gemacht, aber dass er da solche Bedenken hatte, das hatte er uns bis dahin verschwiegen!
Heute läuft manches richtig gut, etwa die Zusammenarbeit mit einzelnen Angestellten aus der Stadtverwaltung. Bei Anfragen an Stadtverwaltung und Bürgermeister geht es aber manchmal schon sehr langsam aus unserer Sicht. Sicherlich muss ein Bürgermeister die ganze Stadt und alle Vereine im Blick haben. Aber wir machen hier schon was Einzigartiges und sind eben nicht mit dem Tischtennisklub vergleichbar: Wir sind jetzt auf dem Weg zu einem soziokulturellen Zentrum und haben eine Größenordnung entwickelt, die ja auch in den Landkreis strahlt.
Profitiert Ihr in irgendeiner Art und Weise von den Geldern, die es für den Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier gibt? Was müsste passieren, damit eben auch kleinere, ortsansässige Initiativen davon mehr profitieren?
Bisher erhalten wir keine Förderung aus Strukturwandel-Geldern. Es müsste ein gut kommuniziertes und möglichst einfaches Antragsprozedere geben, dass darauf ausgelegt ist, vielseitige Initiativen und Projekte zu fördern, die alle auf ihre Weise den Strukturwandel begleiten oder gestalten.
Filme zeigt Ihr bis heute. Was passiert denn sonst so in dem Haus?
Katharina: Wir sehen uns eher als soziokulturelles Zentrum mit Sparte Film - einfach auch aus der Tradition heraus, dass das Gebäude ursprünglich ein Kino war, wir natürlich diese Riesenleinwand haben und das Zeigen von Kinofilmen am Anfang ja auch das einfachste und risikoärmste für uns war. Bands ranzuholen oder Theater ist bei uns nach wie vor eine schwierige Sache. Da haben wir gleich ein deutlich höheres finanzielles Risiko!
Susanne: Wir haben die Musikschule im Anbau, die auch immer wieder Konzerte veranstaltet. Theater bieten wir, wie schon gesagt, relativ wenig an. Was hier funktioniert ist etwa Puppentheater für die Kindergärten.
Weil wir ja auch soziokulturelles Zentrum sind und uns da auch weiterentwickeln wollen, laufen bei uns auch Projekte. Die sind offen für alle Generationen und Menschen jeglicher Herkunft. Leider werden diese momentan noch zögerlich bis sehr zögerlich von den Zwenkauern wahrgenommen.
Sonntags findet bei uns etwa das „Cafe International“ mit Workshops zu Handwerklichem, Malerischem, Kreativem statt, wo wirklich viele Menschen auch andocken könnten, das aber eher selten tun.
Woran liegt die Zurückhaltung der Zwenkauer*innen? Ihr hattet ja gesagt, dass sie sich gefreut haben, dass Ihr das Kino wiederbelebt.
Susanne: Menschen, die auch zu DDR-Zeiten hier beschäftigt oder zumindest Haus und Hof verbunden waren, hatten uns schon gesagt: Ach, das Zwenkauer Publikum, das war schon immer schwierig.
Wir haben wirklich schon sehr, sehr viel probiert. Wir haben seit der sanierungsbedingten Schließung bis 2017 und nach Corona nun wieder einen Publikumsstamm. Die Menschen wissen, dass es uns gibt. Unsere Flyer liegen viermal im Jahr im Amtsblatt bei. Das leisten wir uns, damit die Werbung zumindest bis hinter die Haustür kommt.
Was heißt das jetzt genau für Eure Programmgestaltung?
Susanne: Ich glaube, die Menschen schauen sich sehr genau an, wo sie hingehen. Sie kommen nicht einfach pauschal donnerstags zu uns, weil sie wissen, 20 Uhr ist immer Kino, sondern sie gucken, was kommt. Macht man ja selber auch so. Deshalb sind wir auch ein Stückchen flexibler geworden und legen auch gerade in den Sommermonaten mal Angebote auf einen Freitag, weil wir sie dann etwa mit unserem Biergarten koppeln können. Man kann dann ein bisschen länger sitzen.
Wir hatten auch schon die Idee, Kino irgendwo anders zu machen: am Waldbad oder am Hafen, was aber immer sehr aufwendig war. Es gab am Hafen, dann auch immer nur zwei Abende, wo der Film gezeigt wurde. Das ist natürlich mal etwas anderes! Allerdings gehen die Sitzbänke im Hafen genau in Richtung Sonnenuntergang, so dass man auch eine Weile warten musste, bis man überhaupt loslegen konnte. Wir sind also jetzt zu der Variante gekommen mit dem Biergarten, Kino und die Filme hier im Haus. Das läuft.
Gibt es denn viele Alternativangebote in Zwenkau, die miteinander um die Aufmerksamkeit des Publikums konkurrieren?
Susanne: Als wir anfingen, gab es ein paar größere Veranstaltungen in der Stadthalle. Aber die Stadthalle wurde und wird schon vorwiegend als Sporthalle genutzt.
Und es war ja eben eine große Motivation für uns, neben all den Sportvereinen, die es hier im Ort gibt, etwas Kulturelles zu setzen, ein Alternativangebot also.
Dann gibt es noch den Heimatverein, der in kleinem Umfeld auch mal eine Lesung gemacht hat oder andere kleine kulturelle Sachen. Aber in dem Umfang, in der Regelmäßigkeit wie wir es tun, wüsste ich jetzt niemanden.
Mit dem Jugendclub, der nun schon lange in einer anderen Location untergebracht ist, gibt es inzwischen eine Zusammenarbeit auf Projektebene. Das ist ein Projekt, was auf ein Jugendparlament hinarbeitet und wo der Jugendclub, wir als kulturinitiative mit dem KulturKino und die Kirchgemeinde gemeinsam dran arbeiten. Das ist auf dem Weg.
Mein Eindruck ist, dass durch Zwenkau eine unsichtbare Grenze geht: Hinten das alte Zwenkau. Vorn am See das neu entstandene Viertel. Findet der neue Teil Zwenkau denn zu Euch in den alten Ort? Habt ihr das Gefühl, ihr könntet so eine Art Scharnier zwischen den Wohnvierteln sein? Seid ihr dieses Scharnier vielleicht auch schon?
Susanne: Ich habe schon den Eindruck, dass es uns punktuell gelingt, beide Viertel miteinander zu verbinden. Katharina ist zum Beispiel dran, die Zusammenarbeit mit den Schulen und Horten zu verbessern. Wenn die Kinder mitkriegen, hier ist was und ihre Begeisterung und Erfahrung in die Familien tragen, ist das ein Weg.
Auch über unser traditionelles Neujahrskonzert mit dem Leipziger Symphonieorchester und das Weihnachtsoratorium sprechen wir viele Menschen an – auch vom Kap unten. Das ist ja irgendwie „Pflichtprogramm“ für viele zu Weihnachten. Das haben wir jetzt hier vor Ort und es ist auch wirklich gut besucht.
Katharina: Ich glaube, wir könnten auch ein Tanzformat für Jugendliche anbieten. Da wagen wir uns aber nicht ran, weil wir die Bude eingerannt kriegen würden. Aktuell gibt es keine Disco mehr im Umkreis. Das wäre dann aber schon eine andere Nummer an Leuten, die wir abends benötigen: Dann brauchst du Security und Barpersonal bis nachts. Dafür ist der Raum auch nicht ausgelegt und wir als Verein kriegen das nicht gestemmt.
Wir hatten im März eine Kinderdisco das erste Mal ausgerichtet: Da waren auch so 60 Leute da. Das war schon mal sehr schön.
Wie seht ihr die Zukunft Zwenkaus und wo seht ihr Euch?
Susanne: Wir sind dann ein noch etablierteres, allseits bekanntes soziokulturelles Zentrum mit einem wunderbaren Programm, was dann auch das Zwenkauer Publikum zu schätzen weiß. Von jung bis alt. (lacht)
Für den Ort fände ich es wünschenswert, dass er nicht nur als Schlafstätte oder mal fürs Wochenende genutzt wird, sondern eben zur Begegnung, so dass alle Leute das Gefühl haben: Ich wohne zwar in einem Ortsteil, aber ich gehöre mit dazu.
Und natürlich wäre eine bessere Anbindung Zwenkaus an den ÖPNV sehr wünschenswert! Mit dem Tagebau wurde leider die Bahnlinie gekappt.
(Das Interview führte Grit Ebert im April 2024)