Als einen „ausgezeichnete[n] Redner, gewandt, schlagfertig, geistreich, humorvoll, gegebenenfalls auch beißend, satirisch, aber immer ein[en] ehrliche[n], aufrechte[n] und anständige[n] Kämpfer“ beschreibt Arthur Schröter seinen Freund und Parteigenossen Wilhelm Franke.
Seit 1919 war der gebürtige Saarburger und passionierte Lehrer Mitglied der sächsischen SPD. 1924 wurde er schließlich als Abgeordneter für verfassungs- und schulpolitische Fragen in den Dresdner Stadtrat gewählt. Er kämpfte für eine freie und gerechte Bildung und setzte sich für die Einführung der Einheitsschule ein. Außerdem begleitete er bis 1933 das Amt des 2. Vorsitzenden seiner Fraktion. Franke, den eine enge Freundschaft mit Liebknechts Enkel Hans Geisler verband, engagierte sich ebenfalls im sozialdemokratisch geprägten Kampfbund „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold Ostsachsen“ und leitete die Ortsgruppe Dresden.
Nach der Machtübertragung an Adolf Hitler war am 7. März 1933 auch in Dresden der lange beschworene „Tag der Abrechnung“ gekommen. SA-Männer besetzten das Rathaus, misshandelten anwesende Abgeordnete, hissten unter wohlwollender Billigung der Dresdner Polizei die Hakenkreuzflagge und marschierten anschließend unter ungeheurer Beteiligung der Bevölkerung durch die Innenstadt. Bereits seit Februar 1933 verschleppten in Sachsen SA- und SS-Leute ihre politischen Gegner*innen und hielten sie in Folterkellern und „Schutzhaftlagern“ fest. Am 13. März holten sie auch Wilhelm Franke. Fünf Monate saß er in der „Mathilde“, dem berüchtigten Gefängnis, in dem massive physische und psychische Gewalt gegen die Gefangenen an der Tagesordnung war. Im Juli 1933 zählte Sachsen mehr als 4500 „Schutzhaftgefangene“. Nach seiner Entlassung stand Wilhelm Franke vor dem Aus. Die Nationalsozialisten hatten ihn aus dem Schuldienst entlassen und seine Partei verboten. Um sein Auskommen zu bestreiten, eröffnete er zusammen mit seiner Frau Margarete ein Tabakwarengeschäft in der Rampischen Straße 23. Schnell wurde das Geschäft zur Zentrale für Gleichgesinnte. Denn Franke hielt auch weiterhin den Kontakt zu Genoss*innen und traf sich – von der Gestapo bespitzelt – mit ihnen zu Wanderungen und getarnten Skatrunden im bekannten Residenzcafé am Altmarkt. Im April 1940 wurde Franke offenbar zum Arbeitseinsatz im Dresdner Rüstungsbetrieb Universelle-Werke J. C. Müller & Co. zwangsverpflichtet. Unter dem Einsatz von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen wurden dort Maschinengewehre, Torpedos, Flugzeug- und Waffenteile produziert.
Nach dem missglückten Anschlag auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Franke während seines Urlaubs im vogtländischen Plauen erneut von der Gestapo verhaftet. Erst kurz vor Weihnachten 1944 kam er aus der „Mathilde“ wieder frei und kehrte zu seiner Familie in die Moritzstraße 2 zurück. Wilhelm Franke, seine Frau Margarete und seine Tochter Gela kamen in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 ums Leben.