Ottomar Enking

Schrifsteller Ottomar Enking, Gemälde von Oskar Zwintscher (1911)

„Dort im Felde war alles gleichgültig – Rang, Stand, Beruf und woran die Menschen sonst hingen und was sie sonst vertraten -,dort im Felde war nur der heilige Gedanke mächtig: Deutschland darf nicht verderben, und wenn dein Blut in Strömen fließt,wohlan denn! Das ist ein Strom, durch den der Gegner nicht hindurchwaten kann, nein, in dem er schließlich ertrinken muß!“, schreibt Ottomar Enking im Jahr 1934 in seinem Kinderbuch „Im blauen Kittel“.

Ottomar Enking studierte Philologie und Rechtswissenschaften in Kiel. Im Alter von 28 Jahren veröffentlichte Enking seinen ersten Roman. Zwischen 1895 und 1906 war er als Mitarbeiter diverser Zeitungen und Verlage in Kiel, Köln, Wismar und Dresden tätig. Dresden sollte zu seiner neuen Wahlheimat werden. Schriftstellerischer Erfolg stellte sich für Enking erstmalig 1902 mit seinem Buch „Familie P.C. Behm“ ein. Wie in vielen seiner

Romane spielten die Handlungen des Buches in einer Kleinstadt in Norddeutschland. Der landschaftliche Hintergrund, die Idylle und die Trostlosigkeit der Kleinstadt, verbunden mit den Erzählungen aus Familienleben und einer starken Heimatverbundenheit waren fortan Kernelemente seines literarischen Schaffens. Nach der Veröffentlichung des Romans „Die Darnekower“ arbeitete Enking ab 1906 als freier Schriftsteller in Dresden. Im Jahr 1912 wurde er zum Professor berufen. Von 1919 bis 1936 war Enking Dozent an der Staatlichen Akademie für Kunstgeschichte

in Dresden. Im Jahr 1936 wurde Ottomar Enking Gründungsmitglied der wichtigsten nationalsozialistisch geprägten Schriftstellergruppe, dem Eutiner Dichterkreis. Der überwiegende Teil des Kreises gehörte der NSDAP an. Schirmherr Hinrich Lohse wurde später „Reichskommissar für das Ostland“ und war aktiv an Massenverbrechen an der jüdischen Bevölkerung beteiligt. Zum 70. Geburtstag von Enking gaben seine Freunde, darunter u.a. Gerhart Hauptmann, Max Halbe, Ina Seidel und Hermann Claudius, das Glückwunschbuch „Du bist mir wert, mein Tag“ heraus. Der überwiegende Teil der literarischen Gratulant*innen hatte bereits 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichnet.

Enkings Werk wurde von der NS-Presse gewürdigt mit den Worten: „Als zweiter bestimmender Faktor seines künstlerischen Gestaltens tritt die Schicksalsgemeinschaft der Familie und Sippe hinzu, die allen Tendenzen des Auseinanderstrebens und der Entgrenzung entgegengesetzt wird.“ Zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 1942 hieß es: „Aber in unseren Tagen leuchten wieder seine Innerlichkeit und Heimatverbundenheit in seinen Werken auf.“ Der literarische Verein zu Dresden ernannte Enking in den 1940er Jahren zu seinem Alterspräsidenten.

Am 13. Februar 1945 starb Ottomar Enking im Alter von 77 Jahren beim Bombardement der Stadt Dresden. Als Opfer des 13. Februar wurde Enking in der DDR anlässlich seines 85. Geburtstages als „edler, humanistischer Geist und aufrechter Demokrat“ gewürdigt, obwohl sein Buch „Im blauen Kittel“ auf der Liste der auszusondernden Literatur stand. In seiner Geburtsstadt Kiel ist eine Straße nach ihm benannt.