Die Denunziation während des Nationalsozialismus der in Döbeln lebenden Jüdin Marie Rothstein durch eine Mieterin der Theaterstraße 4, weil sie Briketts nach Hause trug. Durch die Denunziation wird Maire Rothstein über Ravensbrück nach Auschwitz deportiert und verstirbt aufgrund der schrecklichen Haftbedingungen dort am 12.10.1942. Die Ausstellung thematisiert die antisemitische Konstruktion „des Juden“ als „den Anderen“ und versucht den Motiven für diese Beteiligung am Verbrechen der Mieterin auf die Spur zu kommen. Warum hat diese Frau den verbotenen Einkauf der Marie Rothstein nicht ignorieren können? War sie sich der Tragweite ihrer Handlung bewusst und wie ist diese „Tat“ heute zu beurteilen? Das Urteil gegen den früheren SS-Helfer Iwan Demjanjuk ist ein Hauptgrund für die "Operation Last Chance". Er gehörte zu den Hilfstruppen der SS, die Personal für den Betrieb der Vernichtungslager stellten. Das Landgericht München hatte Demjanjuk im Mai 2011 zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt, obwohl ihm keine individuelle Schuld nachgewiesen werden konnte. Damit ist ein historischer Präzedenzfall geschaffen worden, der die Rechtslage erheblich verändert hat. Seitdem kann gegen NS-Täter_innen ermittelt werden, die in Vernichtungslagern eingesetzt waren, an der Operation Reinhard (zur Tötung von über zwei Millionen Juden und Roma im besetzten Teil Polens und der Ukraine) oder einer Einsatzgruppe angehört haben. "Es besteht die Chance, NS-Täter vor Gericht zu stellen, die bisher straffrei geblieben sind", sagte Efraim Zuroff, Initiator der Kampagne und Leiter des SWC-Büros in Jerusalem, der Zeit im Interview vom 21. Juli 2013. Die beteiligten Jugendlichen erarbeiteten eine Auseinandersetzung mit dem Wandel der Rechtsprechung, was meint keine individuelle Schuld nachweisen? Was bedeutet das für Tätigkeiten im Vernichtungslager? „Jeder ist belangbar, der in einem KZ dazu beigetragen hat, dass die Tötungsmaschinerie funktionierte – egal ob direkt als Aufseher an den Gaskammern oder indirekt etwa als Koch“ (Auszug aus der Ausstellung).
„Ein Gesetz mit Füßen Treten!“ ist ein weiterer Beitrag aus der Ausstellung „Die Tat“. Unter Anwendung ihres Alltagsverstandes untersuchten die beteiligten Jugendlichen sich aus dem Straf- und Völkerrecht mit juristischer Unterstützung einen Überblick über die Rechtsprechung und Straftaten zu verschaffen. Wie Recht sprechen, wenn das damals geltende Recht Jüdinnen und Juden ausgrenzte? Es keine Gleichheit gegenüber dem Gesetz gab? Und nur der eigene Rechtsbruch ein Versuch hin zur Gerechtigkeit sein konnte? Diskutiert wurde auch die Unterlassung das Verbrechen nach 1945 zu ahnden? Ein Paragraph mit Füßen getreten steht für die noch auszuhandelnde Debatte über „das Recht“.
Anschließend an die Ausstellungseröffnung wurde der Film Hannah Arendt, eine Filmbiografie über das Wirken der Philosophin und Reporterin, von Margarethe von Trotta gezeigt. Deutschland¦ Frankreich¦ Israel ¦2013 ¦ 112 min