BEITRAG LESEN
Wie soll ich mich verhalten, um solidarisch zu sein? Fragen wir einmal anders: Wie wollen wir zueinanderstehen, in welchem Verhältnis wollen wir sein, damit wir solidarisch sind? Dann begreifen wir Solidarität als Beziehung zwischen Menschen – und zwar als die schönste Beziehung, sagt die Autorin Bini Adamczak.
Wir möchten vorschlagen, die Ausstellung mit diesem besonderen Blick zu betrachten: Solidarität als Beziehung zu verstehen, als Art, wie Menschen sich zueinander ins Verhältnis setzen. Dann ist Solidarität mehr als Parole, die ich ausrufe, und auch mehr als eine Einstellung, die ich im Herzen trage. Solidarisch zusammenkommen heißt, freundschaftliche, offene und gleichberechtigte Verbindungen zu schaffen oder das zu versuchen.
Solidarität passiert zwischen einander.
Doch was macht eine Beziehung zu einer solidarischen? Wenn man einander wichtig ist und nicht gleichgültig und man füreinander da ist. Wenn Menschen Beziehungen führen, die ihre Bedürfnisse erfüllen. Wenn die guten Beziehungen zu ihren politischen Zielen gehören und nicht nur Mittel zum Zweck sind.
Das gilt für die kleinste Initiative, ist aber als Idee für die weltweite Gesellschaft zu verstehen. Nicht, dass sich jede einzelne um jede andere kümmern soll. Sondern, dass Gesellschaft so eingerichtet wird, dass für alle gut gesorgt ist und alle in guten Beziehungen stehen. Solidarität ist dann auch unter Unbekannten und über weite Entfernungen hinweg möglich. Solidarität, Freiheit und Gleichheit sind die Grundpfeiler einer guten Gesellschaft.
Meist eint solidarische Zusammenschlüsse mehr, als gegen rechts zu sein. Es ist der Wunsch nach globaler Gerechtigkeit, Freiheit für alle und mehr Solidarität im ganzen Leben – die Freude an der Gruppe, der Austausch, gemeinsam etwas zu schaffen. Wer sich solidarisch zusammenschließt, übt Praxen ein, hält das Wissen darum aufrecht, wie die Welt auch eingerichtet werden kann. Darum folgt die Ausstellung den Gruppen bei ihren Tätigkeiten und in ihrem Alltag. Sie sprechen über Sehnsüchte, Enttäuschungen und Alltägliches.
Das klingt zu einfach? Solidarische Beziehungen sind nicht ohne Kritik und Konflikte. In den Beziehungen kann gelernt werden. Es wird gelernt von denen, die zuvor schon waren. Es wird gelernt durch Zuhören. Gelernt wird beim Tun, wenn alle offen für Fehler und für neue Ideen sind.
Die Gruppen in dieser Ausstellung sind unterschiedlich. Sie tun nicht dasselbe, haben verschiedene politische Einstellungen und sicher auch oft unterschiedliche Geschmäcker. Beim Widerstand gegen die extreme Rechte geht es um sehr viel, nicht zuletzt darum diese Verschiedenheit zu verteidigen.