BEITRAG LESEN
Ist es was Politisches, die Spülmaschine auszuräumen? Ist das etwas Solidarisches? Es kann auch ein Beruf sein, eine Pflicht, eine Rolle, die man sich nicht ausgesucht hat. Aber ja, es kann auch Teil solidarischer Politik sein. Denn die braucht Räume und die muss jemand unterhalten. Räume kosten Geld und müssen nicht selten erkämpft und verteidigt werden. Die Pflege solcher Räume und Infrastruktur, die politisches Handeln ermöglichen, ist selbst politisch, jedoch oft leise und im Hintergrund.
Solidarische Politik baut sich nicht im Schaufenster auf und verdeckt dabei das, was eben zu tun ist, damit Reden gehalten, Aufrufe beschlossen und Kundgebungen durchgeführt werden. Solidarische Politik sieht das Miteinander und Umeinander, das Kümmern und Versorgen als Teil des Politischen. Hier geht es genau darum: Wie ist der Raum beschaffen, damit er die Bedarfe und Belange erfüllt.
Was passiert in so einem Raum?
Trauer, Freude, Wut, Planen, Zuhören, Streit und Aushandlung – das alles findet in politischen Räumen statt. Gefühle und Gedanken gehören dazu, weil sie uns umtreiben.
Gefühle in der Politik – klingt nach Populismus und Manipulation. Ist das nicht gefährlich?
Ein Gefühl ist kein Freifahrtschein für Menschenverachtung. Ein Gefühl kann nicht automatisch bedeuten, dass man Recht bekommt. Gefühle können ein Motor sein für Menschenverachtung aber auch für Solidarität; es kommt also darauf an, wie Gefühle begründet sind. Trauer und Wut angesichts rechter Gewalt brauchen Raum. Das kann ganz praktisch ein Sofa sein, aber auch im übertragenen Sinn muss Raum dafür geschaffen werden – für Gefühle und Argumente, Ideen und Debatten.
Politischer Raum ist immer dort wo politisch gehandelt wird, Gesellschaft diskutiert, Entscheidungen getroffen werden. Dieser Raum soll demokratisch und offen sein. Doch hier passiert auch Diskriminierung. Nicht alle werden ernst genommen, nicht alle können mitreden und mitentscheiden. Und die extreme Rechte kämpft um den öffentlichen Raum: Sie verschiebt Sagbarkeiten, will noch mehr ausgrenzen und vertreiben; mehr Menschen ungehört und unsichtbar machen. Solidarische Organisierung muss politische Räume schaffen, die für alle in ihrer Unterschiedlichkeit gut sind.
Politik kann man nie allein machen. Politik ist nicht bestimmen und beherrschen, sondern Welt gemeinsam gestalten. Daher entstehen politische Räume dort, wo Menschen zusammenkommen und zusammen handeln; wo sie diskutieren, wie sie gemeinsam leben wollen. So beschreibt es die politische Theoretikerin Hannah Arendt. Wenn Menschen die Sorge um die Welt zusammenbringt, nennt sie das Freundschaft.