Tagung: Inklusion {er}leben. Über gesellschaftlichen Zusammenhalt
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"Inklusion im weiteren Sinn ist ein Leitbegriff für unsere Gesellschaft und unsere Vorstellung von sozialem Zusammenleben…. Nicht unser Verschiedensein, sondern die negativen diskriminierenden Konsequenzen aus dem Anderssein müssen wir überwinden…“
Peter Siller -
Dokumentation der Tagung in Münster und dem Workshop barrierefreies Leipzig?!
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Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Stadt · Arbeit · Bildung
Die Idee der Inklusion ist eine Antwort auf die vielfältigen gesellschaftlichen Ausgrenzungen auch in unserer offenen Gesellschaft. Am auffälligsten sind diese Exklusionen bei Behinderungen. Doch es gibt sie auch aufgrund sozialer oder ethnischer Herkunft, wegen des Geschlechts oder der sexuellen Identität. Dabei geht es um den Ausschluss von wichtigen öffentlichen Gütern, Räumen und Netzen: Bildung, Erwerbsarbeit, Gesundheitssicherung, Mobilität, Kultur, Informationen. Eine an Inklusion orientierte Politik muss darauf reagieren und Gegenkonzepte entwickeln. Einige Überlegungen, Ideen und Konzepte von der Tagung und dem Workshop möchten wir Ihnen im Nachfolgenden präsentieren.
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Bilder der Tagung in Münster und dem Workshop in Leipzig
Was heißt Inklusion? Zur Orientierungskraft eines aufstrebenden Begriffs
Der Begriff der Inklusion hat in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg erfahren – als gesellschafts- und sozialpolitischer Orientierungsbegriff weit über das enge Feld der Politik für Menschen mit Behinderungen hinaus. Verfolgt man die Spuren, die in der Konjunktur des Begriffs münden, so stößt man auf zahlreiche verdeckte Fragen und Kontroversen, die sich um die Zukunft des Sozialen ranken. Für politische Orientierungsfragen interessant ist deshalb zunächst einmal nicht der Begriff der Inklusion selbst, sondern die dahinter liegenden Anliegen der Perspektivenverschiebung und ihre Bewertung. Gerade wenn man dem Begriff Orientierungskraft verleihen will, lohnt es sich, hinter seine Fassade zu schauen.
Text: Was heißt Inklusion? Zur Orientierungskraft eines aufstrebenden Begriffs
Autor: Peter Siller
„Inklusion als gesellschaftliche Herausforderung. Chancen und Risiken der zukünftigen Gesellschaft.“
Inklusion ist Beteiligung – so lautet zu Recht ein Leitmotiv der heutigen Tagung. Und zwar stetige und ständige Beteiligung. Und nicht nur von wenigen, sondern von allen. Und das ganz konkret. Wir müssen immer wieder miteinander ins Gespräch kommen. Wir müssen immer wieder darauf Acht geben, dass sich auch alle an diesem Gespräch beteiligen können und Mauern niemanden einschränken, behindern oder begrenzen. Wenn nicht wir, wer dann?
Das ist eine große Chance. Eine Chance für eine demokratische Gesellschaft, in der jeder Mensch als Mensch von Anfang an selbstverständlich zugehörig ist. Unabhängig von Herkunft oder Handicap oder sozialem Status.
Text: „Inklusion als gesellschaftliche Herausforderung. Chancen und Risiken der zukünftigen Gesellschaft."
Autorin: Sylvia LöhrmannDie Umsetzung der UN – Behindertenrechtskonvention am Beispiel von Artikel 27 „Arbeit und Beschäftigung“ - Eine Bestandsaufnahme
Ausgangslage
Neben dem nationalen Aktionsplan des Bundes haben bisher 11 der 16 Bundesländer einen eigenen Aktionsplan zur Umsetzung der UN – Behindertenrechtskonvention verabschiedet.
Mit der Unterzeichnung der UN – Behindertenrechtskonvention hat die Bundesregierung anerkannt, dass Menschen mit Behinderung im Hinblick auf das Recht auf Arbeit den nicht behinderten Menschen gleichgestellt sind.
Darüber hinaus verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Verwirklichung des Rechts auf Arbeit „zu sichern und seine Verwirklichung zu fördern“.(Art. 27 „Arbeit und Beschäftigung“ der UN – Behindertenrechtskonvention) (Artikel 27 ist im Anhang beigefügt.)
In Deutschland leben 18,1 Millionen Menschen mit einer Behinderung, das sind mehr als 20% der Bevölkerung
- 95 % aller Beeinträchtigungen treten erst im Verlauf des Lebens auf, die meisten im Alter
- 87 % der Kinder mit Beeinträchtigungen besuchen bereits einen Regelkindergarten
- 22 % aller Schulkinder mit Förderbedarfbesuchen nur eine allgemeine Schule
- 5 % aller Arztpraxen sind barrierefrei zugänglich
- 60 % der Erwachsenen mit sogenannter geistigen Behinderung leben noch im Elternhaus
- 43 % aller Menschen in Einrichtungenleben im Doppelzimmer, ohne dies gewünscht zu haben und besitzen keinen Zimmerschlüssel
- 58 % der Menschen mit Behinderung im erwerbsfähigen Alter arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt
- 60 % der Frauen mit Behinderung haben keinen Behindertenausweis, obwohl sie dazu berechtigt sind. Sie sind dadurch von den besonderen Förderprogrammen und Fördermaßnahmen ausgeschlossen
- 33 % der Menschen mit Behinderung treffen sich in ihrer Freizeit mit anderen.
Autorin: Gertrud Servos
Inklusion bei der RecyclingBörse
Los ging es im Arbeitslosenzentrum in Herford. Vor inzwischen fast 30 Jahren. Einige – wie heute gesagt wird – „Langzeitarbeitslose" saßen da beisammen und hatten eine Idee: Informationsverbreitung zur Mülltrennung, zur Müllvermeidung, zu Wiederverwendung und Re- Use. Und „Giftmüll" wie Batterien und Co. gehörte schon mal gar nicht mehr in die Haushaltsmülltonne.
Was damals revolutionär und von der Öffentlichkeit kritisch beäugt war, ist heute Standard: Getrenntsammlung von Papier und Glas, Batterie-Sammelboxen stehen in den meisten Discounter- Läden, im Gelben Sack werden Joghurtbecher und sonstiger Plastikdreck wegsortiert und eingespeist in ein Multi-Müllionen-Verwertungsgeschäft. An dem wir nicht Teil haben: Wohlversorgte Erben der von Arbeitslosen entwickelten Ideen und der praktischen Umsetzung sind wir nicht, als ideelle und praktische Gründermütter und -Väter schnell vergessen.
Text: Inklusion bei der RecyclingBörse
Autor: Udo Holtkamp
Mit Beteiligungsprozessen und Gender Planning zu inklusiven Freiräumen
Beteiligung und Diversity sind einander ergänzende und bekräftigende Werkzeuge auf dem Weg zu gesellschaftlicher Vielfalt und vielfältiger Teilhabe. Inklusion wird in diesem Zusammenhang als denkbar weit gefasster Begriff des Miteinanders genutzt, der alle Arten von Herkunft, Prägung, Interessen, Einschränkungen, Lebenslagen sowie sämtliche daraus erwachsende Potentiale und Bedürfnisse in den Blick nimmt. Diese Sichtweise kann und sollte die Basis unterschiedlichster demokratischer Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse sein.
Im Folgenden sollen im Sinne von Inklusion (inkluding – Einbeziehung) die Instrumente Beteiligung, Gender Planning und -Diversity als Werkzeuge im Vorfeld der Neu- oder Umgestaltung öffentlicher Freiräume vorgestellt werden.Text: Mit Beteiligungsprozessen und Gender Planning zu inklusiven Freiräumen
Autorin: Barbara Willecke
Perspektivwechsel – Wie barrierefrei ist Leipzig?
Am Samstag bot Rose Jokic vom Antidiskriminierungsbüro Sachsen im Rahmen eines Stadtrundgangs interessierten Leipziger_innen die Möglichkeit, ihre Stadt aus einer anderen Perspektive zu erleben. Zusammen mit Rollstuhlfahrer_innen vom Behindertenverband sowie einer gehörlosen Mitarbeiterin vom Stadtverband der Hörgeschädigten, machte sie auf bestehende Barrieren und gelungene Beispiele von barrierefreier Umgebungsgestaltung aufmerksam.
Text: Perspektivwechsel - Wie barrierefrei ist Leipzig?
Autorin: Rose Jokic
Hintergrundinformationen
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Übersicht über die Referent_innen in Münster, Berlin und Leipzig »
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Direkt zum pdf - Flyer der Doppeltagung Inklusion {er}leben in Leipzig (2 Seiten, 157 kb) »
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Direkt zum pdf - Flyer der Doppeltagung Inklusion {er}leben in Münster (2 Seiten, 1,9 Mb) »
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