Audiowalk zur Verfolgung und Vernichtung der Romn*ja und Sint*ezze während des Nationalsozialismus in Dresden und die Diskriminierung bis heute
Dieser Stadtrundgang zum Hören erinnert an die Verfolgung und Vernichtung der Rom*nja und Sint*ezze während des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs in Europa. Mehr als 500.000 Rom*nja und Sint*ezze wurden während des Nationalsozialismus ermordet. Sie wurden im Alltag verfolgt und mussten Zwangsarbeit in Lagern und Fabriken leisten. Viele fielen der alltäglichen Gewalt, dem Hunger und Krankheiten zum Opfer. Sie wurden Opfer einer rassistischen Verfolgungspolitik, die für viele mit dem Mord in den Vernichtungslagern endete.
Dieses Verbrechen hat sich auch in Dresdens Stadtgeschichte eingeschrieben. Der Audiowalk ist der Anfang einer Spurensuche zur Verfolgung und den Widerständen von Rom*nja und Sint*ezze zwischen 1933 und 1945.
Für den Genozid an den europäischen Sint*ezze und Rom*nja in der Zeit des Nationalsozialismus gibt es verschiedenen Namen. Manche nennen diesen Genozid Porajmos, was „Verschlingung“ oder „Zerstörung“ auf Romanes bedeutet. Andere sprechen von Kali Trash, was die „schwarze Angst“ oder von Samudaripen, was "alle umbringen" bedeutet. Das Europäische Parlament erklärte 2015 den 2. August zum europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma und Sinti. Am 2. August gedenken wir der letzten 4.300 Sint*ezze und Rom*nja im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, die in dieser Nacht des Jahres 1944 trotz erbittertem Widerstand von der SS ermordet wurden.
Die Hörstationen
Das Wenige, das wir wissen - Die Verfolgung und Vernichtung der Rom*nja und Sint*ezze im Nationalsozialismus
Kreuzkirche, An der Kreuzkirche 6, 01067 Dresden
Dieser Stadtrundgang erzählt die Geschichte der Sint*ezze und Rom*nja im Nationalsozialismus. Er beginnt an der Kreuzkirche, weil hier am 27. Januar jeden Jahres der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz erinnert wird. Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Dresdnerinnen und Dresdner verlesen an diesem Tag die Namen der Dresdner Verfolgten und Ermordeten. Im März 1943 wurden auch 23 junge deutsche Sint*ezze und Rom*nja aus Dresden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihrer Namen und Geschichten soll erinnert werden.
51.048722, 13.739194, Link zu Google Maps
2PXQ+FM Dresden
Lolitschai – Der Wolf im Schafspelz - Eva Justins Verbrechen im Nationalsozialismus und ihre Nachkriegskarriere
Polizeirevier Dresden-Mitte, Schießgasse 7, 01067 Dresden
In diesem Teil des Stadtrundgangs geht es um die bei Dresden geborene Eva Justin. Sie war zwar keine Polizistin, sondern eine Krankenpflegerin, allerdings steht sie exemplarisch für die Beteiligung vieler Berufsgruppen an den Verbrechen im Nationalsozialismus. Auch die Polizei, die Medizin, die Verwaltung und Industrie haben sich an den Verbrechen gegenüber der Rom*nja und Sint*ezze beteiligt. Eva Justin legte mit ihrer pseudowissenschaftlichen Arbeit einen wesentlichen Grundstein für deren Verfolgung und Ermordung. Sie gehört zu den berüchtigsten Vertreter*innen rassenideologischer Ideen. Ihr Leben zeugt davon, dass rassistische Einstellungen nach 1945 weiterlebten und viele Täterinnen und Täter des Nationalsozialismus nicht verurteilt wurden.
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3P2V+7J8 Dresden
Ein Ort der Heilung wird zum Ort von Qualen und Verbrechen - Zwangssterilisationen im Städtischen Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
Städtisches Klinikum Dresden, Friedrichstraße 41, 01067 Dresden
CN: Hier wird über sehr gewaltätige Praktiken von Ärzt*innen gesprochen. Die Zeugnisse sind sehr intim und können verstören.
Am 14. Juli 1933 verabschiedet die nationalsozialistische Regierung das menschenfeindliche „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN). Dieses Gesetz war eines der ersten zentralen Reichsgesetze nach dem Beginn des Nationalsozialismus. Im Anschluss wurden ca. 430.000 Menschen zwangssterilisiert und es kamen ca. 6600 Menschen zu Tode. In Dresden wurde dieses Gesetz in mehreren Krankenhäusern angewandt. Die Frauenklinik Dresden-Friedrichstadt war eine der ersten, die das Gesetz umsetzte. Die Akten des Krankenhaus Dresden Friedrichstadt zeugen vom Leid der Opfer.
51.058364, 13.717722 Link zu Google Maps
3P59+83X Dresden
Die Verdrängung aus Beruf und Alltag endet im Mord - Das Leben und Leiden des Musikers Brüno Rose und seines Sohnes Harry Rose
Fontänenbrunnen am Palaisplatz bzw. Große Meißner Straße 16, 01097 Dresden
Wer war Brüno Rose und wer war seine Familie? Diesen Fragen geht dieses Hörstück nach. Es erzählt die Geschichte der Verfolgung von Brüno Rose und seiner Familie. Zum Leben der Familie Rose finden sich jedoch kaum Quellen. So steht dieser Teil des Stadtrundgangs auch exemplarisch dafür, wie wenig über das Leben und die Verfolgung von Rom*nja und Sint*ezze im Nationalsozialismus bekannt und recherchierbar ist. Denn die meisten Zeugnisse der Zeit wurden vernichtet, durch Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten selbst, durch Bombardements oder Feuer.
51.059942, 13.739144, Link zu Google Maps
3P5Q+XMC Dresden
Keinen Halt finden - Die Verfolgungsgeschichte des sinto-deutschen Boxers Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann im Nationalsozialismus
Denkmal am Festspielhaus Hellerau, Karl-Liebknecht-Straße 56, 01109 Dresden
Das Denkmal mit den Namen „9841“ erinnert an den Boxer Johann ‚Rükeli‘ Trollmann und ist das einzige in Dresden befindliche Denkmal, dass an die Verfolgung und Vernichtung der Sint*ezze und Rom*nja erinnert. Es handelt sich um einen begehbaren Boxring in Originalgröße. Das Denkmal wurde von der Künstler*innengruppe BEWEGUNG NURR aus Dresden gestaltet. Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann war Deutscher Meister im Halbschwergewicht 1933. Im Nationalsozialismus beginnt seine Verfolgung. Wir hören eine Geschichte über Mut und Widerstand und über den brutalen Mord an diesem berühmten Boxer. Der Kampf um die Anerkennung seines Titels als Boxer reichte bis lange in die Nachkriegszeit.
51.113768, 13.753151, Link zu Google Maps
4Q73+G72 Dresden
Ein vergessenes Kind . Der Leidensweg des Sintos Willy Blum und seiner Familie
Volkshaus Laubegast, Laubegaster Ufer 22, 01279 Dresden
Willy Blum ist einer der wenigen Sinti, deren Geschichte gut recherchiert ist und die eng mit der Stadt Dresden verwoben ist. Das Gelände am Volkshaus Laubegast nutzte die Familie Blum 1934 bis 1938 als Winterquartier. Willy Blum ist das achte von zehn Kindern der Sinti-Familie. Die Eltern betrieben ein Wandergewerbe, ein Marionettentheater, und reisten in Sachsen (und Sachsen-Anhalt) umher, um ihre Künste darzubieten. Im Jahr 1943 findet die Deportation der Familie durch die Kriminalpolizei in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau statt. Die Geschichte Willy Blums ist eng verwoben mit dem Schicksal des berühmt gewordene Stefan Jerzy Zweig aus dem Roman „Nackt unter Wölfen“. Das Volkshaus Laubegast ist der wohl letzte freiwillige Aufenthaltsort der Familie Blum, bevor sie der Vernichtung Preis gegeben werden.
51.024137, 13.840184, Link zu Google Maps
2RFR+M33 Dresden
Recherchen, Textbearbeitung, Aufnahmen: Anne Klopfer und Emma Hagen
Sprecher*innen: Mario Ferizovic, Emma Hagen, Renata Horvathova, Anne Klopfer, Mietje Kuhnhardt und Idaver Sefer
Konzeption und Projektorganisation: Kathrin Krahl
Tonaufnahme und Mischung: Anne Vidal
Layout: Stefanie Busch, der Stadtplan von Dresden ist aus einem Stencil von Anne Klopfer entstanden
Beratung und Unterstützung: Autor*innenkollektiv audioscript – Ein Stadtrundgang zur Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden 1933-1945, www.audioscript.net
Dank: Musik von Romy & Nine, den Gipsy Kings und Fuego 209 aus Leipzig und Pretty Loud aus Serbien, außerdem den Filmemacher*innen von Gelem Gelem, Monika Hielscher und Matthias Heeder von der Rhizomfilm oHG
Projektträger: RomaRespekt bei Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen, Kraftwerk Mitte 32, 01067 Dresden
In Kooperation mit: Romano Sumnal e.V. - Verein für Roma - Kulturvermittlung, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Romaaktivismus