Klimaproteste in Zeiten von Corona: Wir haben mit Aktivist:innen der FridaysForFuture-Bewegung aus dem Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland darüber gesprochen, wie sich der Protest verändert und wie es weiter geht.
Teil 2 mit Josi aus Dresden, Schülerin, 17 Jahre alt
Wie heißt du und woher kommst du?
Ich bin Josi und komme aus Dresden.
Wie bist du bei FFF politisch aktiv?
Ich organisiere gemeinsam mit anderen aus der Ortsgruppe (OG) Veranstaltungen außerhalb der Demonstrationen, Workshops usw. rund um die Themen Klimaschutz, Umwelt, Nachhaltigkeit und Politik. Zudem bin ich mit für ein funktionierendes Miteinander innerhalb der OG verantwortlich.
Wie organisiert ihr euch normalerweise bei FFF in Deutschland?
Es gibt Ortsgruppen, die sich aus Eigeninitiative bilden. Diese organisieren primär ihre Veranstaltungen und Demonstrationen. In jeder OG sollte es ein oder mehrere „Delis“ (Delegierte) geben, welche dann bundesweit, sprich ortsgruppenübergreifend kommunizieren und größere Projekte planen. Das läuft auch länderübergreifend so.
Wie hat Corona euer Engagement eingeschränkt/verändert?
Erstmal darin, dass Demonstrieren nicht mehr ohne Bedenken möglich war/ist. Langsam läuft das ja wieder an. Es sind auch viele geplante Veranstaltungen ausgefallen. Da mussten wir erstmal kreativ werden. Aber es bot ja auch viel Raum und Zeit für die Planung von neuen Dingen, so läuft bspw. seit dieser Woche unsere Social Media Challenge in Zusammenarbeit mit einer Initiative von Sukuma e.V. Die heißt "jeden Tag ein bisschen nachhaltiger" und soll jede:n persönlich anregen mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu integrieren – ganz ohne gezwungene soziale Kontakte.
Du hast erzählt, dass du für ein funktionierendes Miteinander in der OG verantwortlich bist. Wie hat sich Corona auf eure Zusammenarbeit ausgewirkt?
Es war schon eine Umstellung, gerade weil so viel schneller Missverständnisse aufgetreten sind. Zudem haben sich unsere Plena in Telefonkonferenzen verlegt, was auf Dauer auch anstrengender sein kann. Und das soziale Miteinander hat natürlich auch gefehlt. Ich glaube es war zwischen positiven und negativen Effekten ganz gut ausgewogen. Es hatten zum Beispiel viele mehr Schlaf und Zeit.
Du hast ja schon von einigen neuen Formaten gesprochen (Social Media). Wie steht es mit Inhalten? Siehst du es kommen, dass Corona zu einer neuen inhaltlichen Ausrichtung von FFF führt?
Inhaltlich wird sich denke ich nicht viel ändern. Jetzt gibt es ja erst recht Anlass zum Handeln, es hat sich durch Corona ja auch gezeigt wie schnell die Politik in der Lage ist zu handeln, wenn sie möchte. Zudem wurde auch sichtbar wie schnell die Erde bereit ist sich zu erholen, wenn wir ihr die Möglichkeit dazu geben. Also nein, an den Inhalten wird sich auch nichts ändern.
Als vorsichtige Prognose: Ist "Corona" eher ein Rückschlag oder eine Chance für die Klimagerechtigkeitsbewegung?
Das wird sich noch zeigen, aber ich persönlich denke es ist eher eine Chance. Klar sind viele erstmal sehr eingenommen von Corona und wahrscheinlich sehr froh, wenn diese Krise überstanden ist. Aber ich denke es gibt, wie schon gesagt, viel Raum das konsequente Handeln der Politik einzufordern; so wie sie es in der Corona-Krise geschafft hat, schafft sie es auch bei der Klimakrise, wenn sie will. Den Beweis, dass es geht, haben wir jetzt.
Eine letzte, etwas persönlichere Frage: Worauf freust du dich 2020 in deiner politischen Arbeit am meisten?
Auf vieles. Also definitiv wieder auf die Demos (bald steht ja auch das Stadtradeln an), das Umundu Festival (https://umundu.de/start), wenn es denn stattfindet, und grundsätzlich mit Menschen wieder persönlich über diese Thematik in Austausch treten zu können. Wir haben auch viele praktische Projekte vorbereitet und auf deren Umsetzung freue ich mich auch sehr!
Interview und Übersetzung: Maximilian Marraffa, Weiterdenken