Über Ideologie, Programmatik und Netzwerke konservativer Christen, neurechter Medien und der AfD
Im Text von Michael Lühmann geht es um ein politisches Themenfeld, welches in den parlamentarischen Auseinandersetzungen der vergangenen Dekaden über alle Parteigrenzen hinweg immer seltener eine Rolle gespielt hat: die Religionspolitik. Betreibt die AfD eine solche bzw. auf welchen Feldern scheinen religionspolitische Begründungen durch? Wer sind die Akteure und Akteurinnen, welche Themen werden bearbeitet? Damit im Zusammenhang stehend wird es auch und gerade um die tiefe Verankerung und Verkoppelung der Partei in und mit konservativen-christlichen Zusammenhängen gehen. Gleichwohl, und dies vorab, meidet die AfD es, sich öffentlich selbst als christliche Partei zu inszenieren, betont die Partei ihre Überkonfessionalität, fällt kaum mit kirchenpolitischen Einlassungen auf. Und dennoch ist die AfD, ähnlich der Tea-Party-Bewegung in den USA, ideologisch und personell aufs engste verwoben mit evangelikalen Organisationen und Netzwerken.
Dabei ist es der evangelikalen Bewegung zunehmend gelungen, selbst immer stärker ins politische Feld vorzurücken, sind die familienpolitischen Einlassungen der AfD doch getränkt mit Versatzstücken radikal-evangelikaler Ideologie, liegen ihre Wählerhochburgen in den – wenigen, aber doch vorhandenen – Bible Belts der Bundesrepublik, sind ihre zivilgesellschaftlichen Vorfeldverbindungen eng verbunden mit den intellektuellen Wortführern eines auf Abwehr alles Fremden, Anderen, Modernen gepolten radikalen Teils evangelikaler Kirchgemeinden, Medien und Netzwerke, die sich gemeinsam der Gegenreform verschrieben haben. Links-grüner Meinungsmainstream,
das Recht auf Abtreibung, Patchwork-Familien, die Gleichstellung von Mann und Frau, die Gleichstellung von Lebensentwürfen, die Akzeptanz der Homo-Ehe, ein aufgeklärtes Geschichtsbild, der Ausbau der außerfamiliären Kinderbetreuung, die Säkularisierung der Gesellschaft, die europäische Integration, die Ökologisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Es gibt kaum ein Feld erreichter Liberalisierung der Bundesrepublik seit den sechziger bzw. siebziger Jahren, welches die AfD nicht gern wieder zurücknehmen würde um die Bundesrepublik wieder zurückzuversetzen in jene Zeiten, welche man nach Adenauer überwunden glaubte.
Den Text gibt es hier (Meinungskampf von rechts) und in einer farbsparenden Variante (Meinungskampf von rechts - ohne Farben) zum Ausdruck.