Zirkuläres Bauen

Interview

Sie schützt das Klima, schont Ressourcen, vermeidet Abfall – eine Kreislaufwirtschaft im Bau hat viele Vorteile. Mit dem Team Zirkuläres Bauen sprechen wir über Vorbilder und mutmachende Projekte.

Lesedauer: 15 Minuten
gezeichnete Porträts von Paul Gucinski, Sarah Mück und Carolin Braus (v.l.n.r.)

Wir alle haben diese Situation schon beobachtet: Ein altes Haus wird abgerissen und oftmals steht wenig später schon ein komplett neues. Aber was wäre, wenn das alte weiter genutzt bzw. nur erweitert werden würde oder zumindest Rohstofflieferant für das neue wäre?

Dann sprechen wir über zirkuläres Bauen.

So eine Kreislaufwirtschaft im Bau hätte viele Vorteile: Weniger Abfälle und Schutt. Für Neubauten benötigte natürliche Ressourcen wie etwa Sand, Kies oder Metalle werden geschont und die teils energieintensive und Treibhausgas verursachende Herstellung von Baumaterial wird reduziert.

Warum zirkuläres Bauen in Deutschland dennoch heute mehr Exot als Standard im Bau ist, besprechen wir mir den Bauingenieurinnen Sarah Mück und Caroline Braus und dem angehenden Architekten Paul Gucinski des Teams Zirkuläres Bauen vom Verein bau & wesen e.V..

 

Seit wann gibt es denn das Team Zirkuläres Bauen in Dresden? Könnt Ihr uns kurz erzählen, welche Ziele Euch verbinden bzw. damals beim Gründen verbanden und wofür Ihr Euch gemeinsam einsetzt?

Caroline Braus: Ende 2020 haben wir uns in einem kleineren Team zusammengefunden, weil wir uns für eine Förderung im Rahmen des Projekts “Zukunftsstadt Dresden” beworben haben. Unser Projekt hieß “Zirkuläres Bauen Dresden”, woher auch unser Name kommt und natürlich auch die Inhalte, die wir damit meinen. Heute haben wir einen gemeinnützigen Verein bau & wesen e.V., den wir im Jahr 2021 gegründet haben, um auch in Sachsen Projekte mit unseren Zielen gestalten und unterstützen zu können. Dabei wollen wir uns insbesondere für die zukunftsfähige Gestaltung der gebauten Umwelt einsetzen, zu einem gesellschaftlichen Diskurs anregen und dabei wirtschaftliche und kulturelle Themen besprechen, um den Wandel dahingehend voranzubringen. Uns ist wichtig, dass wir das Thema, dass eine Bauwende notwendig ist, in die Öffentlichkeit tragen und es auf lokaler, regionaler Ebene vorangetrieben wird. Unser Ziel ist, über positive Wirkungen und Chancen einer sozialökologischen Transformation des Bauwesens aufzuklären.

 

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Woran arbeitet Ihr aktuell? Gibt es irgendwelche Projekte in der Vergangenheit bzw. in der Zukunft, von denen Hörer*innen unbedingt erfahren sollten?

Paul Gucinski: Da gibt es ein ganz wichtiges Projekt, über das ich gern sprechen würde!

Es war unser erstes Projekt, bei dem wir von der Stadt Dresden als Zukunftsstadt-Projekt gefördert worden.

Für dieses Projekt haben wir ein Gebäude gesucht, welches abgerissen werden sollte. Da sind wir auch auf die erste Hürde gestoßen: Es war in Dresden schwierig, Menschen zu finden, die daran Interesse hatten, dass wir zu einem Gebäude kommen und dort Baumaterial abbauen. Schließlich sind wir aber bei Meißen fündig geworden: Dort gab es ein altes DDR-Konsumgebäude, welches für eine Bio-Bäckerei umgebaut werden sollte. Und dort konnten wir dann an drei Wochenenden mit freiwilligen Helferinnen und Helfern Rückbau-Workshops stattfinden lassen, die unter anderem von Handwerker*innen geleitet wurden. Wir waren vor Ort und haben zusammen mit Freiwilligen Gebäudeteile, Abbauprodukte sozusagen, ausgebaut. Das war auch für uns etwas Neues: Das hatten wir alle noch nicht gemacht. Und darum ging es auch! Wir wollten mit diesem Projekt diese Erfahrungen sammeln, Abbauprodukte zurückbauen und dabei auch merken, welche Hindernisse es eigentlich gibt, um dann im späteren Verlauf damit in die Öffentlichkeit zu gehen.

In der nächsten Projektphase sind wir dann mit den circa 2,3 Tonnen Baumaterialien in mehreren Touren von Taubenheim nach Dresden gefahren. Hier haben wir dann im Zentrum für Baukultur, das ist im Kulturpalast, also ziemlich zentral in der Stadt gelegen, für einen Monat die Produkte ausgestellt.

In dieser Zeit wurden wir unter anderem unterstützt vom Institut für ökologische Raumentwicklung: Wir bekamen ganz viele Kennwerte zu den Produkten. Es wurde auch eine Karte von Dresden erstellt, die das ganze Materiallager der Stadt abbildet. Auf dieser riesigen Karte kann man sehen, wie viel Tonnen Material jeweils an einem Ort in Dresden verbaut wurde.

Wir waren selbst überrascht, wie viel Aufmerksamkeit diese Ausstellung bekommen hat! Aber es war natürlich genau unser Ziel, möglichst vielen Leuten zu zeigen: “Hey, diese ganzen Gebäude, die teilweise abgebrochen werden in der Stadt, da steckt ganz viel drin, was wir nutzen können! All das muss nicht irgendwo auf einer Deponie landen oder downgecycelt werden, also minderwertig weiter genutzt werden, sondern das kann man teilweise eins zu eins wieder ausbauen.” Unter anderem auch in Gesprächen mit Handwerkern haben wir dann aber auch gemerkt, dass es in der Theorie natürlich cool ist, aber in der Praxis sehr schwierig. Wenn man jetzt eine Steckdose wieder einbauen will, kann man darauf keine Garantie mehr geben als Handwerkerin oder Handwerker.

Innerhalb dieser Ausstellung haben wir auch Podiumsgespräche gehabt mit den Leuten, die vor Ort waren und Interessierten. Und am Ende haben wir sogar fast alle Materialien weitervermittelt. Ein Teil dieser Ausstellung war sozusagen die weitere Vermittlung der Baumaterialien. In der letzten Phase haben wir alles dokumentiert. Die Dokumentation ist auf unserer Webseite zu sehen. Da ist alles noch mal aufbereitet.

Sarah Mück: Das war bisher unser größtes Projekt in der Vergangenheit. Aktuell arbeiten wir an zwei Projekten parallel, die eigentlich beide das Ziel haben, sächsische Akteurinnen im Baubereich zusammenzubringen und gemeinsam die Bauwende voranzubringen. Das erste, was stattfinden wird, ist ein Vernetzungstreffen. Wir wollen das “Zirkuläre Zukünfte” nennen und wir laden dazu verschiedene Initiativen, aber auch städtische Bauträger, Architekturbüros oder kleinere Gruppen nach Dresden ein, um da mit uns gemeinsam zwei Tage über mögliche zirkuläre Zukünfte diskutieren zu können. Wir wollen uns die verschiedenen Erfahrungen anhören, uns austauschen und voneinander lernen. Es gibt zum Beispiel eine Initiative aus Leipzig, die sich mit Kreislaufwirtschaft in der Kreativbranche beschäftigt, die also zum Beispiel bei Messen Bauteile sammelt und weiterverwendet. Da wollen wir mal schauen, was sich da übertragen lässt auf die Bauwende und hoffen, dass das zwei coole Tage werden!

Das gleiche Ziel haben wir mit dem anderen Projekt, was aber ein bisschen längerfristig angelegt ist, das nennt sich “Bauwende Sachsen”. Das klingt groß, aber wir haben auch Großes vor! Wir wollen gerne eine Bauwende-Vernetzungsplattform ins Leben rufen, also eine Onlinepräsenz, aber parallel eben auch Veranstaltungen durchführen. Das machen wir gemeinsam mit dem Zentrum für Baukultur Sachsen – hier hatten wir unsere Ausstellung der Bauteile - und dem Bauzirkel Leipzig. Das ist ein Verein für ökologisches Bauen, mit denen wir auch sonst im regen Austausch stehen. Wir wollen auf dieser vernetzen Plattform im Grunde das Wissen, das alle verschiedenen Akteur*innen schon haben, besser bündeln, sammeln und für Interessierte, gerade aber auch für Praktiker*Innen zugänglich machen. Dafür planen wir neben der Onlinepräsenz auch Exkursionen, Führungen, Podiumsgespräche und Bau-Workshops. Wir hätten auch Lust, eine jährliche Konferenz zur Bauwende zu machen!

Den Startschuss für dieses Projekt gibt unser Vernetzungstreffen “Zirkuläre Zukünfte”.

Ja, das Projekt “Bauwende in Sachsen” ist aber noch in den Kinderschuhen. Wir sind sehr glücklich über den Zuwendungsbescheid, fangen aber jetzt gerade erst an, das konkreter zu planen, werden damit auch mehrere Jahre beschäftigt sein.

 

Gab es in der letzten Zeit Situationen, die Euch Hoffnung gegeben haben, dass sich Deutschland vielleicht doch schon auf dem Weg zu einer ressourcen- und klimaschonenden Baupraxis befindet? Vielleicht könnt Ihr ein paar Beispiele nennen, die Euch da spontan einfallen bzw. die Ihr als größte Hindernisse wahrgenommen habt!

Paul Gucinski: Wenn man sich mit Baukultur beschäftigt, ist es doch immer wieder ein bisschen ernüchternd, dass tatsächlich noch nicht so viel geht! Ich glaube, das haben wir alle in unseren verschiedenen Tätigkeiten auf unterschiedliche Arten feststellen müssen, wie zum Beispiel das, was ich meinte mit diesen Steckdosen. Das ist natürlich ein sehr banales Beispiel für ein großes Thema, dass Wiederverwendung einfach nicht gang und gäbe ist und auch von der Gesetzeslage her eher nicht funktioniert im Moment. Deswegen ist es immer ein bisschen deprimierend, wenn man sieht, was so der Stand ist.

Aber wir haben auch festgestellt, dass im Kleinen eigentlich eine ganz, ganz große Nachfrage da ist und die auch immer größer wird. Das nehmen wir in unserer Arbeit wahr, weil wir viele Anfragen von Projekten bekommen, auch von Leuten, die ihr Haus rückbauen wollen und uns gefragt haben, ob wir sie irgendwie beraten oder ihnen helfen könnten. Auch das Interesse an unserer Ausstellung war groß und es sind viele Gespräche mit Leuten zustande gekommen, die das Thema vorher vielleicht noch nicht so auf dem Schirm hatten, aber dann auch festgestellt haben, irgendwie ist das total super!

Zirkuläres Bauen ist nichts superneues: Es wurde ja auch früher schon gemacht. Es muss jetzt einfach nur auf das nächste Level gebracht werden, dass es auch wieder in der großen Baukultur stattfindet.

Sarah Mück: Und was uns natürlich auch Hoffnung macht, sind alle Förderzusagen, die wir bekommen, wie etwa zuletzt für das Projekt “Bauwende Sachsen”. Es ist echt cool, dass das Land Sachsen so viel Geld in die Hand nimmt und Initiativen wie uns damit fördert! Wir hoffen sogar oder erwarten sogar ein bisschen, dass in den nächsten Jahren noch mehr Fördergelder da sein werden für Initiativen wie unsere.

Caroline Braus: Ich merke auch im Arbeitskontext, dass gerade die Kommunen und Städte anfragen, ob man nicht Unterstützung dabei erhalten kann, gerade bei den Ausschreibungen auch ressourcenschonendes Bauen zu integrieren. Das ist für mich persönlich ein Zeichen, dass es vorangeht!

Hindernisse liegen vor allem darin, dass eben noch wenig Wissen vorhanden ist.

Wir sind ja alle noch nicht so lange aus dem Studium bzw. Paul ist ja gerade erst am Ende dessen angekommen, aber bei uns wurde es eben noch sehr wenig in der Ausbildung und  der Lehre integriert. Es gibt auch viel Unwissenheit und Fragezeichen bei allen derzeitigen Bauschaffenden, die jetzt arbeiten und natürlich auch nicht dahingehend ausgebildet wurden.

Und es fehlen auch rechtliche Vorgaben: Bauen wird ja mit und nach Normen geplant. Da ist die Rechtslage noch nicht so, dass man sich darauf berufen könnte. Da ist noch viel notwendig, damit sich mehr Menschen, mehr Planende und mehr Bauherren damit auch wohlfühlen, sage ich jetzt mal.

Und was ich auch denke und worüber wir auch schon häufiger gesprochen haben, ist, dass die Übersetzung von Theorien zu mehr Zirkularität, weniger Ressourcenverbrauch in die Praxis sehr schwierig ist. Derzeit ist unsere Welt auf Neubau ausgerichtet. Heute werden Gebäude so geplant, dass man eine Idee hat, man macht einen Entwurf und eigentlich ist alles möglich. Wenn man aber in einem zirkulären System denkt und nicht mehr in einem linearen, dann muss der Planungsprozess natürlich auch umgestaltet werden, gegebenenfalls muss bei einem Einsatz von wiedergewonnenen Bauteilen auch um diese Bauteile herum geplant werden. Wenn man etwa Fenster oder Türen wiederverwenden will, dann muss erst überprüft werden, was überhaupt vorhanden ist und danach wird der Entwurf ausgerichtet.

 

Was kann denn eine Stadt wie Dresden zum Beispiel im Bausektor bewegen und wo stößt sie an Grenzen?

Paul Gucinski: Eigentlich hat Dresden gute Voraussetzungen, zirkuläres Bauen auch in der Baupraxis der Stadt zu integrieren. Leider wird es aber noch nicht so viel gemacht.

Gute erste Schritte wären, einfach den Bestand mehr zu aktivieren, keine Gebäude mehr abzubrechen, sondern sich zu überlegen, wie Gebäude, die vielleicht auch in den nächsten Jahren aus diversen Gründen ihre Nutzungen verlieren, weitergenutzt werden können. Denn die beste Form der Wiederverwendung ist die Weiternutzung und das stetige Sanieren, sich um Gebäude zu kümmern und so den Bestand zu erhalten. Außerdem ist natürlich eine Ausbreitung der Stadt in die Fläche auch immer ein schwieriges Thema. Daher ist eine Innenentwicklung super wichtig. Ich will jetzt hier gar nicht gegen Einfamilienhäuser sprechen, aber ich glaube, dass individuelle Häuser für wenige Menschen in der Peripherie der Stadt einfach in der Zukunft nicht zu dem passen, was wir uns unter der Bauwende vorstellen. Denn dies beinhaltet immer wieder eine weitere Flächenversiegelung und natürlich die Nutzung enormer Ressourcen, die es vielleicht einfach in der Zukunft nicht mehr auf die Art und Weise gibt, wie wir sie jetzt gerade noch kennen und die auch unsere Art und Weise zu bauen stark geprägt hat in den letzten 50 Jahren.

Eine Stadt wie Dresden könnte auch über ein Konzept nachdenken, wie man vielleicht mit dem Material, was an einer Stelle rückgebaut wird, umgeht, um es an anderen Orten wieder einzubauen. Dafür gibt es in anderen Städten schon Beispiele. So könnte man das mit temporären Materialdepots verwirklichen, die als Zwischenlager dienen - wie ein Second-Hand-Laden für Bauprodukte.

Und ja, natürlich ist vor allem in einer Stadt wie Dresden, wo das Thema vielleicht nur vereinzelt bisher Anklang gefunden hat, super wichtig, dass alle Leute sich an einen Tisch setzen und darüber reden: also aus der Politik, der Bauwirtschaft, aber auch von Vereinen und Initiativen. Das ist ein bisschen das, was wir mit dem Vernetzungstreffen “Zirkuläre Zukünften” machen wollen. Es klingt zwar immer sehr theoretisch, über etwas zu sprechen. Manchmal ist es auch wichtig, Sachen einfach anzupacken und zu machen. Aber dafür sind zurzeit die Grundlagen einfach noch nicht gegeben! Deswegen müssen wir erst einmal alle Leute an einen Tisch holen und weiter darüber reden und vielleicht auch ein bisschen stärker darüber reden, wie die Bauwende in Dresden bzw. in Sachsen angepackt werden kann.

 

Gibt es denn Städte bzw. Regionen als Vorreiter oder Vorbilder in Sachen Bauwende, die Euch inspirieren?

Sarah Mück: Ja, total! Was Kreislaufwirtschaft im Bau anbetrifft, sind andere Länder zum Teil schon weiter als Deutschland. In der Schweiz zum Beispiel gibt es ein Baubüro, das setzt sich ausschließlich mit dem Gebäudebestand auseinander und benutzt dann für ihre Sanierungen oder Umbauten eben auch gebrauchte Bauteile. Das finden wir sehr spannend und beobachten die Arbeit sehr genau!

Aber natürlich gibt es in Deutschland auch sehr viele Aktivitäten. In Bremen zum Beispiel gibt es ein Bauteil-Netz, also ein Kooperationsprojekt, das Öffentlichkeitsarbeit macht, aber eben auch Informationsplattform im Internet eingerichtet hat. Und auch in Bremen gibt es eine große Bauteil-Börse, also ein physischer Lagerort, an dem Bauteile gesammelt werden, gemeinsam mit einem Team, dass eben Bauteile aus Gebäuden ausbaut und dann diese Börse vertreibt und auch eine Beratung dafür anbietet. Und solche regionale Bauteile-Börsen wie in Bremen gibt es inzwischen deutschlandweit, in Hannover oder Berlin zum Beispiel auch. Auch noch sehr spannend finden wir Wuppertal. Das ist aber eher zum Thema Forschung oder Lehre ganz interessant. Da gibt es sogar eine Professur zum zirkulären Bauen. Also, ich würde sagen, allgemein gibt es schon in Deutschland echt viele sehr engagierte Leute, die teilweise auch schon lange dabei sind. Aber es sprießen auch sehr viele kleine oder manchmal auch sehr große Gruppen und Ideen aus dem Boden. Das stimmt uns dann doch sehr positiv!

 

Sehr schön! Worin besteht denn für Euch Euer Beitrag zu einem Wirtschaften mit Zukunft?

Caroline Braus: Wirtschaften mit Zukunft in der Baubranche setzen wir mit ressourcenschonendem und zukunftsfähigem Bauen gleich. Und dafür ist ein Wissenstransfer notwendig, dass überhaupt darüber geredet wird, dass in Austausch gekommen und dann auch dieses Wissen umgesetzt wird. Und ich glaube, unsere Netzwerkarbeit und auch die Projekte, die jetzt bei uns anstehen, wo man eben voneinander lernen und Bauprojekte voranbringen kann, sind Beiträge aus der Zivilgesellschaft, die Impulse setzen können.

Paul Gucinski: Es ist besonders wichtig, vor allem in den Städten und Regionen aktiv zu sein, in denen es noch nicht so viele Projekte zum zirkulären Bauen gibt oder in dem die Umstellung zu einer kreislauffähigen Bauwirtschaft noch nicht wirklich vorangetrieben wird. Und daher ist es vor allem wichtig, dass das überall stattfindet und nicht nur in der Schweiz oder in Berlin, sondern zum Beispiel auch in Taubenheim bei Meißen.

Sarah Mück: Und eigentlich ist ja die Kreislaufwirtschaft an sich schon ein Wirtschaften mit Zukunft! Sie schützt das Klima, schont Ressourcen und eröffnet auch neue Arbeitsmodelle. Und wir versuchen eben mit unseren Projekten da einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema zu bieten. Wenn also, zum Beispiel, die Freiwilligen bei den Rückbau-Workshops mit eigener Kraft ein Fenster ausgebaut haben und dann auch sehen konnten, wo das wieder eingebaut wird, dann ist das ja eine gelebte Kreislaufwirtschaft, also Wirtschaften mit Zukunft zum Anfassen!

 

Das ist ein wunderbarer Übergang zu den einzelnen Hörer*innen und Leser*innen, die sich jetzt vielleicht fragen, was sie ganz persönlich zur Bauwende beitragen können. Welche ganz konkreten Tipps hättet Ihr?

Caroline Braus: Wenn man in Eigenleistung das eigene Haus renoviert, dann ist es einerseits sinnvoll, dass die Bauprodukte oder Bauteile, die man vielleicht dabei ausbaut, anderen auch zur Wiederverwendung weitergeben kann. Man kann sie bei Plattformen, auch wenn es erstmal nur Ebay-Kleinanzeigen ist, hochladen, aber sollte eben dann auch darauf achten, dass man dann eher wiederverwendete Bauteile einbaut und sich anschauen, was man vielleicht für sich nutzen kann.

Wenn man ein größeres Projekt plant und vielleicht auch ein Architekturbüro engagiert, sollte man darauf hinweisen und einfordern, dass kreislaufgerecht geplant wird und dass auf den Ressourcenverbrauch oder die Schonung der Ressourcen geachtet wird.

Und für alle, die jetzt in der Baubranche aktiv sind: Redet mit engagierten Kolleg*innen vielleicht über das Thema auch im Team, im Büro und bringt so das Ganze intern voran!

Dann gibt es die Architects für Future, die eher den politischen Diskurs versuchen voranzubringen und wo man sich engagieren kann.

Und an all jene, die jetzt auf unsere Projekte auch Lust bekommen haben: Ihr könnt Euch natürlich gern bei uns melden! Wir freuen uns immer über engagierte Mitmachende oder auch natürlich Teilnehmer*innen bei unseren Projekten.

Sarah Mück: Vielleicht schließe ich mich diesem Werbeblock noch kurz an!

Unser Netzwerktreffen “Zirkuläre Zukünfte” findet am 3. und 4. November in Dresden statt. Und wenn Ihr Lust habt, bei uns mitzumachen, dann könnt Ihr einfach auf unserer Website unseren Kontakt raussuchen.

 

Das ist ein ganz wunderbares Schlusswort. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Euch für dieses tolle Interview und wünsche Euch alles Gute!

 

(Das Interview führte Grit Ebert von Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. im September 2023)

 

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