Ein persönlicher Nachruf unsere Vorständin Anne-Katrin Olbrich auf ihren nun verstorbenen Kollegen und Wegbegleiter Eddi Stapel.
Eddi Stapel ist nicht mehr unter uns. Das macht mich unendlich traurig. Denn Eddi war ein ganz besonderer Mensch: Er war warmherzig, humorvoll und klug, unglaublich mutig und immer neugierig auf andere Menschen. Ich bin ihm die ersten Jahre bei "Weiterdenken" (wir waren hier beide im Vorstand) und in der Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Bundesstiftung begegnet.
Eddi war ein Brückenbauer. Wo andere Flügelkämpfe austrugen - ich auch - hat Eddi Denk- und Kontaktverbote nie gelten lassen. Er stand für Bürgerrechte und Liberalität.
Seine Biografie hat mich tief beeindruckt: Auch in der DDR hat er für Schwulenrechte mit herrlich humorvollen Aktionen gekämpft und die Stasi oft ausgetrickst. Er bezahlte einen hohen Preis. Er wurde für sein unermüdliches und kreatives Engagement beim Aufbau von Schwulengruppen in vielen Städten der DDR verfolgt und saß unter brutalen Bedingungen im Knast. Trotz seiner angegriffenen Gesundheit überstand er ihn, ohne zu verbittern. Eddi blieb bis zuletzt ein Kämpfer, Motivator und im besten Sinne "Strippenzieher" für eine freie Gesellschaft und gegen jede Diskriminierung. Seine Biografie hat mir die Augen geöffnet für eine Realität in der DDR, die ich nicht kannte. Denn gerade in der DDR lebten wir auch in Filterblasen und sein Leben hat mir das auf erschütternde Weise bewusst gemacht. Dabei erzählte er einfach und mit ungebremstem Humor selbst von den schaurigsten Erlebnissen. Vermutlich war das sein Lebenselixier.
Ein Brückenbauer war er auch in dem komplizierten Reformprozess der Heinrich-Böll-Stiftung, die ja erst zu einer Stiftung aus Dreien umgestaltet wurde. Das war nicht einfach, weil es nicht nur die Konflikte zwischen den drei alten Teilen der Stiftung (Heinrich-Böll-Stiftung, Länderstiftungen und Frauenanstiftung) gab, sondern auch die zwischen Ost und West.
Lieber Eddi, ich vermisse Dich und Deine Stimme fehlt. Ich bin mir sicher, dass Du bei vielen Menschen einen tiefen Eindruck hinterlassen hast.