Projektaufbau Ortsbegehung

Lesedauer: 2 Minuten

Workshops: Auf den Spuren der Täter_innen - Verbrechen ohne Täterschaft?

In einführenden Workshops, Stadtführungen, Gedenkstättenbesuchen, Zeitzeug_innengesprächen und Filmnachmittagen steigen die Jugendlichen in den Forschungsprozess ein und erweitern ihr Wissen über den Nationalsozialismus, die Shoah und die Frage nach Täterschaft. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit NS-Täterschaft steht die Frage, warum so viele Menschen zu Täter_innen wurden. Anhand einzelner Täter_innenbiograpien werden deren Motivlagen, Handlungsspielräume und Ambivalenzen diskutiert und die gesellschaftspolitischen Strukturen und die Rolle des Antisemitismus bei der Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden untersucht. In der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen werden Fragestellungen zu möglichen Ursachen der Verbrechen erarbeitet und unterschiedliche Positionen und Erklärungsmodelle von Historiker_innen und Philosoph_innen vorgestellt.

In den Workshops werden in der Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen Fragen nach individuellen Handlungs- und Entscheidungsspielräumen in der Konfrontation mit Diskriminierung und Ausgrenzung gestellt und über gesellschaftliches und individuelles Verantwortungsbewusstsein diskutiert.

Recherchearbeiten: Das Handwerk des/der Lokalhistoriker_in lernen

Die teilnehmenden Jugendlichen haben im Rahmen des Projekts die Möglichkeit unter Begleitung selbstständige Recherchearbeiten zu NS-Täterschaft in ihrer Stadtgeschichte durchzuführen. Die Auseinandersetzung mit lokaler Geschichte ist wichtig, um Geschichte auch als Handlungen von Menschen vor Ort begreifbar zu machen und nicht nur als ferne Entscheidungen „von oben“. Durch die Reflexion des Lokalen wird deutlich, dass die Handlungen oder das Wegsehen von Vielen zu den NS-Massenverbrechen maßgeblich beigetragen haben. Im Rahmen der Recherchearbeiten stehen zwei didaktische Fragen im Mittelpunkt:

(1) Auf welche Art waren die Menschen in meiner Stadt an der Shoah beteiligt?

(2) Und an welchen Aspekten der Stadtgeschichte lässt sich die Systematik und Dimension der Vernichtung erkennen? Die Antworten auf diese Fragen finden die Jugendlichen im Zuge eines aktiven Lernprozesses, der selbständiges Recherchieren unter Betreuung in den Mittelpunkt stellt.

Vorbereitet werden die Recherchearbeiten durch Einführungen in die Archivarbeit, Archivbesuche (bspw. Hauptstaatsarchiv, Stadtarchiv, Landesarchiv) und die Frage was Quellenkritik ist.

Ausstellung: Lokale Tätergeschichte(n) sichtbar machen

Die Ergebnisse der Recherchearbeiten werden von den Jugendlichen in Form einer Ausstellung oder eines Films aufbereitet und der lokalen Öffentlichkeit präsentiert. Die beteiligten Jugendlichen erhalten bei der Konzeption und Gestaltung Unterstützung von erfahrenen Kurator_innen und Künstler_innen und lernen so innovative und zeitgemäße Formate kennen. Die künstlerische Auseinandersetzung bietet darüber hinaus die Möglichkeit sich mit lokalen Formaten der Erinnerungskultur auseinanderzusetzten, bisherige Geschichtsbilder zu ergänzen und deren Repräsentation kritisch zu hinterfragen.