Was zu tun ist - Für eine klimagerechte Gesellschaft

Sind Umweltaspekte Teil Deiner Alltagsentscheidungen? Oder denkst Du, dass individuelles Handeln nicht effektiv genug ist, um den Klimawandel zu verlangsamen? Sollte Nachhaltigkeit primär aufgrund von unternehmerischer Verantwortung umgesetzt werden? Sind hierfür politische Richtlinien notwendig oder finanzielle Anreize? Oder bist Du der Meinung, dass eine grundlegendere Transformation unseres Wirtschaftssystems benötigt wird? Wie könnte diese aussehen und in Gang gesetzt werden?

In unserer Veranstaltung wollen wir verschiedene Handlungsansätze zur Verlangsamung des Klimawandels ins Gespräch bringen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, was vordringlich und effektiv ist, um dem deutlicher werdenden Klimawandel etwas entgegenzusetzen: ziviler Ungehorsam, die Veränderung des individuellen Lebensstils oder die Einflussnahme auf politische Entscheidungsfindungen? Wir freuen uns auf spannende Handlungsvorschläge und eine interessante Diskussion zwischen unseren drei Gästen.

Thesen zu zivilem Ungehorsam:
1 Nur gemeinsam können wir gewinnen - verbindet emanzipatorische Kämpfe!
Die Klimakrise ist da und sie trifft uns alle, sie trifft aber nicht alle gleich. Sie trifft Frauen mehr als Männer, sie trifft arme Menschen mehr als reiche, sie trifft schwarze Menschen mehr als weiße. Die Klimakrise verschärft Ungleichheitsverhältnisse, wenn wir das nicht berücksichtigen, lähmen wir uns selbst. Denken wir die Kämpfe zusammen und handeln gemeinsam, damit schaffen wir Synergien und setzen Energie frei. Nur so können wir ein gutes Leben für alle erreichen.

2 Radikalisiert euch!
Internationale Institutionen und politische Entscheidungsträger haben versagt. Trotz 24 Klimakonferenzen schreitet die Klimakatastrophe weiter voran. Trotz Klimazielen, wird in Deutschland weiter Kohle verstromt und dabei das Klima verheizt. Einige wenige profitieren davon, während die Allgemeinheit die katastrophalen Folgen trägt. Kohleausstieg ist Handarbeit, ziviler Ungehorsam ist dafür nicht nur ein legitimes, sondern ein notwendiges Mittel.

Thesen zur Beeinflussung der politischen Entscheiungsfindung:
3
Im Moment ist die juristische Aktion am effektivsten.
Individuelle, freiwillige Änderungen des Verhaltens reichen für die erforderlichen Umbauten, ja Umwälzungen von Wirtschaft und Gesellschaft nicht aus (und moralische Appelle schaden eher...). Aus der Politik wird der Wandel nicht kommen, weil sie zu stark von Stimmungen abhängig ist und strukturell eher das Starke, Bestehende vertritt (und schon gar nicht zukünftige Generationen). Die Wirtschaft hat ihre eigenen Gesetze und macht sie sich selbst. Im übrigen ist das ethische Handeln nicht ihr primäres Motiv, sondern die Gewinnmaximierung oder, im besten Falle, die optimale Verteilung von Ressourcen. Und die Wissenschaft kann Ideen entwickeln, jedoch nicht selbst Motor der Transformation sein.
Nein, der Wandel muss aus der Mitte der Gesellschaft kommen - und da kommt ja auch viel! Allerdings braucht dieser Wandel Zeit und ist immer wieder in Gefahr, von den Mächten der Gegenwart abgewürgt zu werden. Hier kann das Recht helfen, Platz für das Neue zu schaffen und es durchzusetzen! Ob beim Diesel bzw. Verbrennungsmotor, bei der Kohle oder in der Massentierhaltung: Wenn diese Bremser des Fortschritts verschwinden wird sofort Platz frei für neue Technologien und für neue Formen des wirtschaftlichen und sozialen Miteinander. Die Zukunft ist schon da - sie muss nur freigelegt werden.

4 Es gibt nicht den einen, richtigen Weg!
Erstens müssen viele Aktivitäten auf vielen Ebenen zusammenkommen, um eine gesellschaftliche Bewegung zu formieren. Es braucht die individuelle Verhaltensänderung genauso wie Menschen, die andere persönlich ansprechen und überzeugen, im Verein, am Arbeitsplatz oder auf der Straße. Und es braucht die gewaltfreie zivilgesellschaftliche Aktion ebenso wie die politische Betätigung in Verbänden oder Parteien.
Und zweitens sind wir alle unterschiedlich, mit eigenen Stärken (und Schwächen). Manche sind im Baumhaus in ihrem Element, andere leben auf im Verein, in der Genossenschaft oder in der Politik auf. Jede*r sollte das machen, was sie oder er am besten kann und sich am wohlsten fühlt. So geht es allen gut und die Wirkung ist am größten.

Thesen zur Veränderung des eigenen Lebensstils:
5 Leiste stets, was du leisten kannst! - in Richtung eines genügsamen & nachhaltigen Lebensstils. Jeder Schritt zählt! – fang‘ an und geh‘ voran!

Wir streben nach immer mehr Wachstum und leben doch auf einem Planeten mit unverrückbaren ökologischen Grenzen. Ressourcenreduktion geht uns alle an! – und jede*r Einzelne*r kann in seinem Alltag viele Schritte in Richtung Nachhaltigkeit & Genügsamkeit gehen – in den Bereichen Konsum, Ernährung, Wohnen, Mobilität und Reisen. Ob minimalistisch oder zero-waste, plastikfrei oder DIY, ob vegan, fair, bio oder regional, ob sharing oder caring - die Möglichkeiten deinen Beitrag zu leisten, sind vielfältig! Fang‘ einfach an!

6 Hinterfrage deinen Konsum und setze auf konsumfreie Alternativen: Brauche ich das wirklich? | Was brauche ich wirklich?
In Zeiten der Überfluss- und Konsumgesellschaft werden in uns ständig Bedürfnisse geweckt und Produkte versprechen Wohlgefühle, die sie doch nicht halten können – würden wir sonst immer wieder neu konsumieren? Daher frage dich: Was verspricht mir dieses Produkt? Was brauche ich eigentlich wirklich? - Anerkennung, Gemeinschaft, Spiel, Entspannung, Kreativität? Wie kann ich diese Bedürfnisse besser realisieren, ohne Neues dafür zu kaufen?

 

Diskussion nachhören:

 

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Salma Richter ist seit drei Jahren politische Aktivistin bei Ende Gelände und wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Forschungsgruppe zur Umgestaltung des Energiesektors. Sie war zuvor mehrere Jahre Bildungsreferentin in einer Jugendumweltorganisation. Durch die Protestform des zivilen Ungehorsams soll die moralische Legitimität der Gewinne der fossilen Brennstoffindustrie in Frage gestellt und die Politik unter Druck gesetzt werden, um die Energiewende zu beschleunigen. 

Prof. Dr. Hermann E. Ott ist Leiter des deutschen Büros der internationalen Umweltrechtsorganisation ClientEarth und lehrt als Honorarprofessor an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Von 1994 bis 2009 und 2014 bis 2018 arbeitete er für das Wuppertal Institut, u.a. als Leiter der Abteilung Klimapolitik (ab 1998) und als Gründer und Leiter des Berliner Büros (ab 2004) und als Senior Advisor. Zuvor war er Rechtsanwalt für Umwelt- und Strafsachen. Als Mitglied des Bundestages 2009 bis 2013 war er Klimapolitischer Sprecher für B90/Grüne sowie Obmann der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“. Er diente von 2001 bis 2007 als Aufsichtsrat von Greenpeace Deutschland, war stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung und ist seit Oktober 2016 im Präsidium des Deutschen Naturschutzrings. Webseite: www.hermann-e-ott.de.

Iwelina Fröhlich ist Dozentin am Lehrstuhl Didaktik der Politischen Bildung der TU Dresden und im Bundesvorstand von ProVeg Deutschland. Seit 2013 gibt sie Bildungsvorträge zum nachhaltigen Lebensstil und Themen wie Minimalismus in der Überflussgesellschaft, plastikfreier Leben (ZeroWaste) und Auswirkungen von Fleischkonsum. Als nachhaltige Minimalistin und Veganerin, die ohne Auto, Fernseher und Kühlschrank lebt und sich den Großteil ihrer Kosmetika selbst herstellt, wird sie uns praktische Tipps zur Veränderung des eigenen Lebensstils als Strategie gegen den Klimawandel geben.

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