"Wir haben den Beweis: Politik kann handeln"

Klimaproteste in Zeiten von Corona: Wir haben mit Aktivist:innen der FridaysForFuture-Bewegung aus dem Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland darüber gesprochen, wie sich der Protest verändert und wie es weiter geht.
Teil 2 mit Josi aus Dresden, Schülerin, 17 Jahre alt

Fridays for Future Demonstration in Dresden

Wie heißt du und woher kommst du?

Josi aus Dresden ist aktiv bei Fridays For Future

Ich bin Josi und komme aus Dresden.

Wie bist du bei FFF politisch aktiv?

Ich organisiere gemeinsam mit anderen aus der Ortsgruppe (OG) Veranstaltungen außerhalb der Demonstrationen, Workshops usw. rund um die Themen Klimaschutz, Umwelt, Nachhaltigkeit und Politik. Zudem bin ich mit für ein funktionierendes Miteinander innerhalb der OG verantwortlich.

Wie organisiert ihr euch normalerweise bei FFF in Deutschland?

Es gibt Ortsgruppen, die sich aus Eigeninitiative bilden. Diese organisieren primär ihre Veranstaltungen und Demonstrationen. In jeder OG sollte es ein oder mehrere „Delis“ (Delegierte) geben, welche dann bundesweit, sprich ortsgruppenübergreifend kommunizieren und größere Projekte planen. Das läuft auch länderübergreifend so.

Wie hat Corona euer Engagement eingeschränkt/verändert?

Erstmal darin, dass Demonstrieren nicht mehr ohne Bedenken möglich war/ist. Langsam läuft das ja wieder an. Es sind auch viele geplante Veranstaltungen ausgefallen. Da mussten wir erstmal kreativ werden. Aber es bot ja auch viel Raum und Zeit für die Planung von neuen Dingen, so läuft bspw. seit dieser Woche unsere Social Media Challenge in Zusammenarbeit mit einer Initiative von Sukuma e.V. Die heißt "jeden Tag ein bisschen nachhaltiger" und soll jede:n persönlich anregen mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu integrieren – ganz ohne gezwungene soziale Kontakte.

Front des Fridays for Future-Klimastreikes am 27. September 2019 in Erfurt, Fronttransparent mit aufgemalten Motiv "Wir sind jung & brauchen die Welt"

Klimakrise und Corona

Hätte eine Person 2019 gefragt, welches Thema die nächsten fünf Jahre dominieren würde, wäre es sehr wahrscheinlich die Klimakrise. Allein in Deutschland gingen am 20. September 2019 rund 1,4 Millionen Menschen unter dem Motto „Fridays For Future“ (FFF) für mehr Klimaschutz auf die Straße. 2019 ist das Jahr des Aufwachens gewesen. Und 2020 sollte das Jahr des Handelns werden. Noch im Januar waren die Großbrände in Australien das Jahresereignis. Das politische Momentum schien für eine ökologische Wende bereit zu sein.

Ein paar Wochen später stand jedoch neben der Corona-Krise kaum noch ein gesellschaftliches Thema auf der Agenda. Sowohl Medien als auch die Regierungsarbeit und das abendliche Tischgespräch drehten sich um  die Pandemie und ihre sozialen Folgen. Doch die drängende Frage der Klimagerechtigkeit ist nicht verschwunden.

Was ist dabei mit dem Thema Klimagerechtigkeit passiert? Wie hat FridaysforFuture in der Isolation weitergelebt? Und hat das Jahr 2020 doch noch Potential, das Jahr des Handelns zu werden? Wir haben drei FFF-Aktivist:innen aus drei Ländern gefragt. Denn weder Klima noch Corona machen nicht an Ländergrenzen halt. Davon erzählen:

Du hast erzählt, dass du für ein funktionierendes Miteinander in der OG verantwortlich bist. Wie hat sich Corona auf eure Zusammenarbeit ausgewirkt?

Es war schon eine Umstellung, gerade weil so viel schneller Missverständnisse aufgetreten sind. Zudem haben sich unsere Plena in Telefonkonferenzen verlegt, was auf Dauer auch anstrengender sein kann. Und das soziale Miteinander hat natürlich auch gefehlt. Ich glaube es war zwischen positiven und negativen Effekten ganz gut ausgewogen. Es hatten zum Beispiel viele mehr Schlaf und Zeit.

Du hast ja schon von einigen neuen Formaten gesprochen (Social Media). Wie steht es mit Inhalten? Siehst du es kommen, dass Corona zu einer neuen inhaltlichen Ausrichtung von FFF führt?

Inhaltlich wird sich denke ich nicht viel ändern. Jetzt gibt es ja erst recht Anlass zum Handeln, es hat sich durch Corona ja auch gezeigt wie schnell die Politik in der Lage ist zu handeln, wenn sie möchte. Zudem wurde auch sichtbar wie schnell die Erde bereit ist sich zu erholen, wenn wir ihr die Möglichkeit dazu geben. Also nein, an den Inhalten wird sich auch nichts ändern.

Als vorsichtige Prognose: Ist "Corona" eher ein Rückschlag oder eine Chance für die Klimagerechtigkeitsbewegung?

Das wird sich noch zeigen, aber ich persönlich denke es ist eher eine Chance. Klar sind viele erstmal sehr eingenommen von Corona und wahrscheinlich sehr froh, wenn diese Krise überstanden ist. Aber ich denke es gibt, wie schon gesagt, viel Raum das konsequente Handeln der Politik einzufordern; so wie sie es in der Corona-Krise geschafft hat, schafft sie es auch bei der Klimakrise, wenn sie will. Den Beweis, dass es geht, haben wir jetzt.

Eine letzte, etwas persönlichere Frage: Worauf freust du dich 2020 in deiner politischen Arbeit am meisten?

Auf vieles. Also definitiv wieder auf die Demos (bald steht ja auch das Stadtradeln an), das Umundu Festival (https://umundu.de/start), wenn es denn stattfindet, und grundsätzlich mit Menschen wieder persönlich über diese Thematik in Austausch treten zu können. Wir haben auch viele praktische Projekte vorbereitet und auf deren Umsetzung freue ich mich auch sehr!

Interview und Übersetzung: Maximilian Marraffa, Weiterdenken