Was zu tun ist - Für die Erneuerung Europas - 5. Februar 2020

Ulrike Liebert

Was können wir tun, um Europa mitzugestalten? Wir, das sind die Menschen, für die Europa mehr ist als die Europäische Union, mehr als reiner Finanzmarkt oder Währungsunion. Wir sind die, für die es längst ein Europa des Alltags gibt, in dem wir freizügig reisen und arbeiten können, in dem es grenzüberschreitende Nachbar-, Freund- und Liebschaften gibt. Wir glauben daran, dass die EU verbessert werden muss, um eine europäische Zukunft zu sichern. Die europäische Einigung ist für uns ein politisches und demokratisches Gemeinschaftsprojekt, die alle Bürger*innen stärker beteiligt.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe WAS ZU TUN IST sprechen wir am 5. Februar 2020 ab 19 Uhr in Dresden (Kleines Haus, KH3, Glacisstraße 28) mit Ulrike Liebert über die Erneuerung Europas.

Prof. Dr. em. Ulrike Liebert ist Sozial- und Politikwissenschaftlerin. Sie hat in Fach-, Lehr- und Sachbüchern sowie Artikeln und Essays auf dem Gebiet der Europäischen Demokratisierungs-, Integrations- und Europäisierungsforschung publiziert. Ihre Schwerpunkte sind dabei Regionalisierung, Europäische Verfassung und Bürgerschaft, Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit, Governance und Parlamentarismus, insbesondere im Kontext der Finanz-, Banken- und Staatsschuldenkrise. Im Jahr 2019 erschien ihre jüngste Publikation mit dem Titel “Europa erneuern! Eine realistische Vision für das 21. Jahrhundert”.

|| THESEN ||

Wir sollten uns am „4 K-Modell für Lernen im 21. Jahrhundert" orientieren, denn ohne lebenslange Lernprozesse werden wir die Zukunft der EU nicht aktiv gestalten können.
Nur europapolitisches Lernen kann uns befähigen, aus Krisen-Erfahrungen, aus Scheitern und Erfolg realistische Lehren für künftiges Handeln zu ziehen und umzusetzen.Dafür benötigen wir – sowohl individuell und kollektiv als auch institutionell – für Europa vier Schlüsselkompetenzen, nämlich (1) multiperspektivisches kritisches Denken, (2) grenzüberschreitende Praxen zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit, (3) europaweite politische Kommunikationsnetzwerke und (4) visionäre Kreativität, um die für die jetzige EU notwendigen radikalen Reformen nicht nur zu denken und zu fordern sondern auch umzusetzen.

Kritisches Denken in Europa muss multiperspektivisch sein, nur so können wir uns von Mythen („nationalen Scheuklappen") lösen und realistischere Urteile treffen.

Die demokratische Erneuerung der EU braucht die Kooperation und Partizipation der organisierten Zivilgesellschaft und ihrer grenzüberschreitenden Netzwerke

Weiterhin ist es für die demokratische Erneuerung Europas erforderlich, die transnationale Kommunikation zu stärken. 

Schließlich ist für die demokratische Erneuerung des europäischen Einigungsprojekts Kreativität für soziale, politische und institutionelle Visionen und Innovationen der EU gefragt.
Die Theorien und Praxen deliberativer Demokratie bieten dafür wertvolle Modelle und Vorbilder. Die Vision einer Europäischen Föderalen Republik hat wieder Aufwind erfahren. Damit die Chancen für solche Visionen und Innovationen nicht schon vorab an widerständigen Kräften scheitern, die notwendige Erneuerung Europas durch Konservative, Resignierte und Verdränger im Europäischen Rat und Parlament ausgebremst werden, sind wir, die europäischen Bürger*innen gefordert. Der sich häufig selbst blockierende europäische Staatenverbund braucht radikale Reformen, um sein Potential einer handlungs- und problemlösungsfähigen demokratischen Bürger*innenunion zu entfalten.

 

Von Ulrike Liebert ist das Buch "Europa erneuern! - Eine realistische Vision für das 21. Jahrhundert" hier im open access zu finden: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4883-6/europa-erneuern/

Zuletzt erschien von ihr der Band: Liebert & Jenichen eds.: "Europeanisation and Renationalisation. Learning from Crises for Innovation and Development", Barbara Budrich 2019.

Die Reihe WAS ZU TUN IST ist eine Kooperation zwischen den Professuren für Politische Theorie und Ideengeschichte und der für Didaktik der politischen Bildung an der TU Dresden, dem Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden, dem Staatsschauspiel und Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. Studierende können sich die Veranstaltung durch einen Teilnahmeschein und eine Klausur für das Aqua-Modul anrechnen lassen.

Die ganze Reihe in der Übersicht mit Dokumentation hier.